Edgar Schmitz
Traumhüllen
Ilya und Emilia Kabakov: The House of Dreams«
Serpentine Gallery, 19.10.05-06.01.06
Als Kabakov den Begriff der totalen Installation in die Diskussion inszenierter Situationen einbrachte, war das zumindest teilweise auch als kritischer Kommentar auf die Plausibilität narrativer Strukturen ausgerichtet. Die Wohntoiletten, die er in Kassel auf der Documenta IX installierte, hatten einen fadenscheinigen Illusionismus, der in seinem scheinbar illustrativen Gestus westliche Projektionen end-sowjetischer Verelendung mit älteren Schichten exotisierender Fantasien eines irgendwie immer noch primitiven und nie wirklich zivilisierten Ostens verknüpfte. An der totalen Installation hatten so neben der präzisen Präsentation gerade auch die narrativen und fiktionalisierenden Ablagerungen teil, die die Arbeit kulturell und historisch verorteten und aufluden. Das Documenta-Publikum war damit ebenso Material für diese aus der UdSSR ausgesiedelte Kunst wie die Lebenserfahrung Kabakovs selbst, die die Umformung vorgeblich unterfütterte.
Auch die Museumssäle, in die es bei Kabakovs Unfall Im Museum hineinregnete und deren Tropfenmusik sich zur skurril zynischen Institutionskritik verdichtete, waren so in eine Ost-West-Dynamik eingespannnt, in der seine Vergangenheit als unoffizieller Künstler in der UdSSR als Richtmasstab für Interpretationen und Aufladungen fungierte. Der Mann, der sich von seinem Zimmer aus ins Weltall und somit ins Nichts katapultierte, ist vor diesem Hintergrund zur Künstlerallegorie avanciert und signalisiert Fluchtfantasien als die (einzige) Modalität, in der Bewegung überhaupt möglich wird und sich vor allem dann auch mitteilen lässt.
Scheinbar gegen diesen Hintergrund, in dem Narrativität und Fiktionalisierung vor allem als Ausbruchsmöglichkeiten figurieren, präsentieren und inszenieren die Kabakovs jetzt hier in der Serpentine Träume. Anders als Im Palast der Projekte, mit dem Kabakov zuletzt…