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Ausstellungen: Nürnberg · von Martin Blättner · S. 400 - 401
Ausstellungen: Nürnberg , 2000

Martin Blättner

»Vergiß den Ball
und spiel’ weiter«

Das Bild des Kindes in der zeitgenössischen Kunst
Kunsthalle Nürnberg, 21.10.1999 – 9.1.2000

Bilder der Kindheit verblassen. Was bleibt, sind schemenhafte Erinnerungsfragmente, Andeutungen von Plätzen einer eigenen Welt, die im Rückblick gern verklärt wird. Die Künstlerin Bethan Huws zeichnet und aquarelliert solche Bruchstücke der Vergangenheit mit sparsamen Linien und Pinselgesten. Ein Hauch von Tris tesse wird da auf weißen Blättern niedergeschrieben, fast so, als ob jede ungestüme Bewegung des Pinselstrichs das zarte Gewebe der Rückbesinnung wieder zerstören könnte. Unbekümmertheit lässt sich das nicht nennen. Doch was erwarten wir von einer Ausstellung, die das Bild des Kindes in der zeitgenössischen Kunst zum Thema gemacht hat? Etwa einen neuen Ruf nach Ursprünglichkeit, die Neuauflage einer Kehrtwendung zum unbeschwerten Spiel eines verlorenen Paradieses, wie uns das schon einmal die Moderne vorgeführt hat? Noch 1995 wurde in München und Bern die Ausstellung “Mit dem Auge des Kindes” gezeigt. Sie beschäftigte sich mit dem Thema “Kinderzeichnung und moderne Kunst”. Die Vermutung, dass die zeitgenössischen Künstler offenbar keine Sammler mehr von Kinderzeichnungen sind, wie das Klee, Kandinsky, Münter oder später noch Dubuffet waren, und dass die Kinderzeichnungen nicht mehr wie zu Beginn dieses Jahrhunderts zusammen mit Werken “primitiver” Naturvölker zwingend zu neuen Ausdrucksformen verhelfen, weil diese längst verinnerlicht oder gar überlebt sind, scheint diese Ausstellung zu bestätigen. Die Blätter von Bethan Huws sind da eher die Ausnahme, ihre Zeichnungen dürften sich noch an der Kritzelphase orientieren. Es zeigt sich, dass die Zeitgenossen einen eher abgeklärten Bezug zur Kindheit haben, von der…


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von Martin Blättner

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