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Ausstellungen: Hamburg · S. 286 - 287
Ausstellungen: Hamburg , 1988

Karlheinz Schmid
Wasa Marjanov

Galerie Muda 2,23.9.-12.11.1988

Er hat ein Museum für die Tsetse-Fliege entworfen, eine Villa für einen Schrotthändler und einen Wasserturm für einen Fruchtbecherkönig. Die griechischen Götter standen ihm Modell; später waren es fünf DüsseldorferTänzerinnen, die als Vorbild für ein Museum menschlicher Dimension dienten, nämlich das geheimnisvolle Paul Pozozza Museum. Kurz: Der Künstler hat Humor, er ist ein Dadaist der achtziger Jahre.

Die Arbeiten, jene klar proportionierten und eher zögerlich farblich gefaßten Modelle aus Holz, Glas und Pappe, verraten davon indes wenig. Sie drängen sich, flankiert von ebenso gradlinig entwickelten Zeichnungen, niemals auf; sie scheinen in der Tat mit jenem Ernst gemacht zu sein, den Statiker voraussetzen, wenn sie das Risiko kalkulieren. Wäre also gar kein Wunder, wenn “Cornflakes-Silo” oder “Minotaurus GmbH & Co. KG” eines Tages gebaut würden, wenn im bewegten “Flamenco” oder im “Tangotanzenden Elfenbeinturm” irgendwann Menschen wohnen möchten. Oder wie war’s mit “Meine Freundin Helga, das Kraftwerk” oder mit “Sommersitz eines Steuerhinterziehers”?

Der Düsseldorfer Künstler Wasa Marjanov liefert Architektur, zunächst freilich Denk-Räume, für jedermann und jede Branche. Form und Funktion, so scheint es, werden maßgeschneidert. Der Anzug muß passen und schon von weitem ahnen lassen, auf welchem Niveau Körper und Geist angesiedelt sind. Das witzige Detail soll denn ebenso stimmen wie die solide Basis, die dem teils dynamischen, teils eher statischen Aufbau den Höhenflug ermöglicht.

Marjanov – das beweist auch wieder seine jüngste Ausstellung in Hamburg – ist ein Kürtänzer der Meisterklasse. Beinahe traumwandlerisch bedient er sich im Supermarkt der Kunstgeschichte, nimmt mit, was das Auge begehrt. So lassen der…


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