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Ausstellungen: Köln/Hamburg/Kopenhagen · von Renate Puvogel · S. 387 - 390
Ausstellungen: Köln/Hamburg/Kopenhagen , 2005

Renate Puvogel
William Anastasi

»Ohne Titel« – “Blind«- “New Paperworks«

Thomas Rehbein Galerie 30.4.-21.6.2005
art agents Gallery 4.6.-31.7.2005
Stalke Galleri 15.4.-19.5.2005

Wenn ich gefragt würde, ob ich dieses für ein Kunstwerk halte, würde meine Antwort lauten: Wenn ich ein Künstler bin, ist dies auch ein Kunstwerk”. Dieses Notat äußerte William Anastasi 1993 anlässlich seines Projektes über Alfred Jarry, James Joyce und Marcel Duchamp. Es offenbart in seiner schlagenden Einfachheit wie schier unauflösbarer Komplexität viel von Denk- und Arbeitsweise dieses bedeutenden, doch wenig bekannten Künstlers. Das Statement zeichnet William Anastasi bereits unzweideutig als Konzeptkünstler aus, nicht nur formal wegen seiner geistreichen Rhetorik, sondern auch inhaltlich, weil Anastasi damit dem Künstlertum letztlich eine Sonderrolle aberkennt. Obgleich Anastasi von der Rolle eines Künstlers dessen Produkt als Kunstwerk ableitet, zweifelt er gleichzeitig diese Relation an, denn die Behauptung entzieht sich der Definition dessen, was einen Künstler ausmacht. Daher lassen sich Frage und Antwort austauschen, ohne endgültige Lösung. Zu schließen ist letztlich, dass ein Ding nur sich selbst definieren kann und keinerlei Schlüsse auf etwas anderes zulässt. Diese Einsicht ist ein wichtiges Diktum der Konzeptkunst. Anastasi spielt hier indirekt mit der Tautologie, einem jener Verfahren, deren er sich immer wieder bedient. Das Frage- und Antwortspiel bringt eine Portion an spielerischer Selbstironie mit, wie es auch von glasklarem Verstand und philosophischer Weitsicht zeugt. Dass er die rhetorische Wendung, die an die Art jüdischer Dialektik erinnert, noch dazu im Zusammenhang mit Werken der wohl einflussreichsten Sprach- und Bildkünstler gebraucht, zeigt, dass sich Anastasi intensiv mit der Problematik der Wort-Bildrelation befasst.

Geboren 1933 in…


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