28 Hessisches Landesmuseum
Nevin Aladag Gauri Gill Ganesh Haloi Mata Aho Collectives Naeem Mohaiemen Rainer Oldendorfs
Gleich neben der Torwache liegt das Hessische Landesmuseum. Es wurde 1913 zur Tausendjahrfeier der Stadt Kassel eingeweiht und zeigt heute einen Rundgang durch 300.000 Jahre (nord-)hessischer Landes- und Kulturgeschichte über drei Ebenen. Die Werke der documenta sind nicht dazwischen gemischt, sondern befinden sich in den Räumen des als Treppenhaus genutzten, mittig gesetzten Turms. Überraschend vage wird hier das Thema formuliert: ein „Bekenntnis zu Farbe und Form“ verbinde die Werke, „wobei Abstraktion und Repräsentation einer leichten Identifikation gegenüberstehen“ (Map Booklet). So steht in dieser Station Nairy Baghramians „Iron Table“. Die 1971 im Iran geborene Künstlerin lebt heute in Berlin, in ihren Werken referiert sie oft auf das modernistische Formenrepertoire aus Architektur und Design. Für Kassel ließ sie sich von einer Szene in der Kurzgeschichte „Iron Table“ von Jane Bowles (1917–1973) von 1943 inspirieren. Darin spricht ein Paar darüber, ob sie in der Wüste leben könnten. Für den Mann ist es ein Wunschtraum, die Frau lehnt ab. Beide sitzen an einem – titelgebenden – Tisch, neben „einer zwischen Pfosten gespannten Schnur, die das Hotelgrundstück vom Bürgersteig trennt“, wie es Bowl beschreibt – ein Sinnbild der Situation und des Gegensatzes Wüste – Zivilisation. Baghramian übersetzt diese Beschreibung mit subtilen Formen in ihrer Skulptur, die zwar mit der aufragenden Stange und dem schräg verlaufenden Seil mehr…