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Titel: Der gerissene Faden · von Ute Vorkoeper · S. 170 - 176
Titel: Der gerissene Faden , 2001

UTE VORKOEPER
Anders sein

ANNA OPPERMANNS VERMITTLUNGEN ZWISCHEN WELTEN

Die Form des Ensembles ist mein Interaktionsangebot. Einigen erscheint es subjektivistisch, autistisch, monoman. Dabei wäre ich gern Vermittler zwischen den verschiedenen Disziplinen, zwischen Ratio und sinnlicher Wahrnehmung, zwischen Kunst und Wissenschaft, Normalbürger und Außenseiter.
Anna Oppermann, 1984

Versteht man nichtlineare, rhizomähnliche Techniken als ungerade, flächige oder räumliche, verzweigende, umwegige Verfahren oder Methoden, dann erscheinen Anna Oppermanns Ensembles schnell wie mustergültige Illustrationen oder die Beschreibung wie eine vorzügliche Metapher. Ensemble und Begriff passen so gut zueinander, dass man aufpassen muss, sie nicht gegenseitig zur Deckung zu bringen und die Frage aus dem Blick zu verlieren, welche Technik aus welchem Anlass wie und worauf angewendet wird.1 Einerseits sind Ensembles sicherlich keine bildlichen Darstellungen von Nicht-Linearität an sich. In Ensembles stellt die Künstlerin vielmehr einen, ihren Zugang auf Welt und ihren Umgang mit konkreten, persönlichen, alltäglichen Fragen, treffenden, betreffenden Problemen dar. Und dieser persönliche Beginn lässt sofort die Frage brisant werden, ob oder inwieweit für die Ensemblekunst Begriffe wie Technik und Methode noch oder anders treffen. Andererseits ist der Begriff “nicht-linear” nicht gerade für etwas Ensembleähnliches in die mathematisch-informatischen Diskurse eingeführt worden. Vielmehr sprengen und verdrehen die Kunstwerke die Umschreibung für die logische, rationelle Programmierbarkeit der Welt aus 0 und 1, eine Technik, die zumeist zur weiteren Erzeugung von möglichst linearen, ökonomischen Applikationen eingesetzt wird. Der Überschuss, die unerhörte Menge an Bildern, Texten und ihren Mischformen in heutigen Rechnern und Netzen war anfangs – zumindest noch in den 60er Jahren als die Künstlerin mit der Arbeit…


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