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Titel: Der gerissene Faden · von Thomas Wulffen · S. 162 - 163
Titel: Der gerissene Faden , 2001

THOMAS WULFFEN
Roland Schappert

Umkehrung der Perspektive

Für die richtige Ansicht des Videofilms ‘Mord im Hochformat’ muss der Fernseher, auf dem der Film laufen soll, gekippt werden. Diese Kippen ist eine tatsächliche Handlung, aber sie kann in Bezug auf das Werk von Roland Schappert auch eine metaphorische Beschreibung werden. Zum einem steht etwas auf der Kippe, zum anderen ist die Kippe eine Art Sollbruchstelle, an der ein System von einem Zustand in einen anderen übergeht. In seinen Arbeiten bezieht Roland Schappert sich auf eine durch Medien vermittelte Wirklichkeit, sei es Fernsehen oder Film. Diese medialen Formen nehmen eine Übersetzung vor, wobei der ‘Ursprungstext’ immer mehr verloren geht und die Übersetzung diesen ersetzt. An diese Tatsache wird der Betrachter in den Arbeiten von Roland Schappert wieder erinnert. Dabei unternimmt der Künstler gar nicht erst den Versuch, den Ursprung deutlich werden zu lassen. Sein Verfahren gleicht einer weiteren Drehung der Schraube, denn er nimmt eine weitere Übersetzung vor, die zusätzlich noch durch einen Medienwechsel verstärkt wird.

In dem Projekt “TV Movie”, 1999 in der Kölner Galerie Thomas Rehbein gezeigt, waren die Übertragungen noch komplizierter, ohne die grundlegende Struktur in Frage zu stellen. Ausgangspunkt sind die Bilder in den Programmspalten des Fernsehmagazins ‘TV Movie’, die in ihrer Vielfalt sowohl einen Einblick in die Fernsehwirklichkeit sowie in durch Medien vermittelte Welt. Roland Schappert hat mit einer Videokamera diese Bilder aufgenommen und sie durch kleine Eingriffe scheinbar wieder in Bewegung gebracht. Dabei muss der Betrachter bei jeder Ansicht selbst entscheiden, ob er dem bewegten Bild trauen will, das…


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