Heinz-Norbert Jocks
Artempo. Where Time becomes Art
» Die Zeit als große Bildnerin«
Palazzo Fortuny, Venedig; 9.06. – 7.10.2007
Nach Eröffnung der diesjährigen Biennale, zu der Menschen aus aller Welt scharenweise in die Lagunenstadt strömten, sprach sich dort lauffeuerartig herum, eine Ausstellung der besonderen Art, die man, weil vorbildhaft, auf gar keinen Fall verpassen sollte, sei im Palazzo Fortuny zu besichtigen. Ja, „Artempo. When Times Becomes Art“ wurde sogar von den in Venedig und Kassel so bitter Enttäuschten nicht nur als große Alternative, sondern sogar als „Ausstellung des Jahres“ sowie als „Antithese zu den Großveranstaltungen“ gepriesen. Mit dem englischsprachigen Titel spielte sie auf die Schau „When attitude becomes form“ des inzwischen verstorbenen Ausstellungsmeisters Harald Szeemann an. Dieser hatte die Biennale vor sechs Jahren aus dem Tal ihrer Abstumpfung in neue Höhen gehievt und gleichzeitig den weltweiten, bis heute anhaltenden China-Boom ausgelöst. Sieht man einmal davon ab, dass sowohl über die Biennale als auch über die Documenta zu voreilig und letztlich auch falsch geurteilt und deren Konzepte nur oberflächlich gestreift und kaum begriffen wurden, so spiegeln der an den Haaren herbeigezogene Vergleich sowie das einhellige Lob mehr den Grad der Frustration innerhalb der Kunstszene wider, die, ohne es sich einzugestehen, mit ihren kunsthistorischen Vergleichen, ihren Voraberklärungs- und Beurteilungsmustern mehr und mehr an ihre Seh- und Kulturgrenzen stößt.
Zum wirklichen Verstehen ästhetischer Konzepte trägt die Gegenüberstellung letztlich nicht bei. Nicht nur der Anspruch, auch der ästhetische Ansatz, der eine andere, sich von der musealen entfernenden Präsentationsform erfordert, ist ein komplett anderer….
