Cornelia Gockel
Aschemünder
Sammlung Goetz im Haus der Kunst
Haus der Kunst, München, 9.4. – 4.9.2011
„Es war mein erster Einsatz, ich hatte keine Ahnung was auf mich zukam,“ erzählt der Mann mit stockender Stimme: „Unser Auftrag war es, die Stadt zu sichern. Ich wurde Jones zugeteilt. Alles war ruhig. Doch als ich um die Ecke bog, hörte ich die Explosion …“ „Erzählen Sie weiter, sie machen das sehr gut.“, ermuntert ihn die Psychologin mit sanften Druck. „Als ich zu ihm kam“, fährt er fort, „ sah ich, dass oberhalb seiner Knie nichts mehr war.“ Das Gespräch zwischen dem traumatisierten Soldaten und der Psychologin ist eine bewegende Szene aus der Videoinstallation „Immersion“ von Harun Farocki. Sie erzählt auf verschiedenen realen, fiktiven und virtuellen Ebenen von Menschen im Krieg und wie sie unempfindlich gemacht werden für das alltägliche Grauen, das ihnen im Einsatz in Bagdad, Kandahar oder sonst wo auf der Welt begegnet. Die Wirkung der Doppelprojektion auf den Betrachter ist überwältigend. Nicht nur, weil er damit Zeuge einer hochtechnologisierten Kriegsmaschinerie wird, sondern auch weil die Arbeit im Inneren eines Luftschutzkellers aus dem zweiten Weltkrieg gezeigt wird. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinen sich für einen Moment zu überlagern.
Der Luftschutzkeller des ehemaligen Haus der Deutschen Kunst war schon zur Grundsteinlegung 1933 fest eingeplant. Das monumentale Gebäude, in dem zwischen 1937 und 1944 die jährliche Leistungsschau deutscher Kunst stattfand, war ein erstes Vorzeigeprojekt von Adolf Hitler. Als architektonisches Gesamtkunstwerk sollte es die neuen politischen Ziele in Deutschland repräsentieren. Im Hinblick auf einen kommenden Krieg…