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Ausstellungen: München · von Martin Blättner · S. 364 - 365
Ausstellungen: München , 2011

Martin Blättner
Future Beauty

»30 Jahre japanische Mode«
Haus der Kunst, München, 4.3. – 19.6.2011

Anfang der 1980er Jahre machten drei Modedesigner in Paris Furore. Nicht etwa, weil sie, wie die erste Generation zuvor, die westlichen Vorstellungen vervollkommnen wollten, sondern weil sie ungewohnt aggressiv, aber auch mit Witz und zärtlichem Humor eine schockierende Umwertung aller bislang gültigen Mode-Werte vollzogen. Das Dreigestirn aus Tokio, Rei Kawakubo, Yohji Yamamoto und Issey Miyake sezierte und dekonstruierte eine historisch gewachsene Ästhetik, um neue Prämissen zu schaffen.

Die Verunsicherung war riesengroß, als die Modedesignerin Rei Kawakubo und Yohji Yamamoto 1982/83 die Herbst-und Winterkollektion auf dem Pariser Laufsteg zeigten. Der schwarze Pullover voller Löcher, den Kawakubo präsentierte oder die Models mit weißen Masken, die Yamamoto über den Laufsteg schickte, waren in zerfledderte Kleidungsstücke gehüllt und erinnerten Kritiker an die Apokalypse und an Hiroshima: der „Lumpensammler“-Look war geboren.

Doch der Angriff auf die Gewohnheiten ging tiefer: er setzte dem Ideal zu, das Frankreich mit der Eleganz der Frau verbindet, er zersetzte das Monopol auf Schönheit, Anmut und Sex-Appeal und polemisierte gegen Reichtum und Verschwendung. Der anarchische Ansatz schuf Raum für eine Neubestimmung in vielen Hinsichten.

Kawakubo kodierte Assoziationen völlig neu: Statt Perfektion setzte sich der Schönheitsbegriff des „Wabi-sabi“, der Begriff der Bescheidenheit und Unvollkommenheit durch. Der edle Stoff ist nicht mehr wichtig, die Farbe Schwarz wird dagegen bedeutsam als wesentlicher Ausdruck japanischer Ästhetik.

Neu definiert wird auch das Verhältnis von Entblößen und Verschleiern, nicht das Dekolleté, der Nacken wird im Ausschnitt freigelegt, der Körper wird nicht mehr eingeschnürt, sondern Raum zwischen Körper und…



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von Martin Blättner

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