Matthias Reichelt
Aus-Räumen. 10 Positionen
»Zwischen Abriss und Aufbruch«
dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, 22.4. – 24.6.2007, Finissage am 30.6.2007
Kommt der Kunsttourist nach Cottbus, wird sein Blick bipolar durch Abriss und Aufbau bestimmt. Der Bahnhofsvorplatz empfängt den Ankömmling mit einem großen Radisson-Hotel, während nicht weit davon eine ganze Plattenbausiedlung demontiert wird. Die Stadt befindet sich in diesem eigentümlichen transitorischen Schwebezustand zwischen DDR-Vergangenheit und globalisiertem Kapitalismus, der an einigen Stellen nur aus einer aufmontierten Oberfläche zu bestehen scheint. An vielen Orten im Stadtraum prallen diese Gegensätze unversöhnlich aufeinander. So wird auf einer Straßenseite im Schaufenster die Business Class angepriesen, während gegenüber in schönster Schnörkelschrift und altem Design ein Frisörladen namens „Haarmonie“ auf Kundschaft wartet.
Die vormals Brandenburgische Kunstsammlung heißt seit 2006 „Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus“ (dkw), nach der früheren Funktion des Gebäudes, das augenblicklich umgebaut und erst ab 2008 bezogen und bespielt werden kann. Zum letzten Mal hat die nun 30-jährige Institution das alte Textilhaus in der Spremberger Straße für eine Ausstellung genutzt, das inmitten einer im üblichen Stil sanierten und deshalb ziemlich uniformen Fußgängerzone liegt. Jörg Sperling, der Kurator des Museums, macht den Ortswechsel und den dafür notwendigen Auszug zum Thema und vereint 10 unterschiedliche künstlerische Positionen unter dem Motto „Aus-Räumen“ im Keller und den beiden darüber liegenden Stockwerken. Wäre nicht das große Transparent des dkw über die Fußgängerzone gespannt, könnte man leicht an den mit gleichen Plakaten zugeklebten Schaufenster vorbeilaufen, im Glauben, es handle sich um einen der üblichen, vor der Öffentlichkeit abgeschotteten Ladenumbauten. Allerdings besitzen die Plakate jeweils im Zentrum eine Öffnung und…