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Titel: Transgene Kunst: Klone und Mutanten · von Birgit Richard · S. 54 - 65
Titel: Transgene Kunst: Klone und Mutanten , 2001

Birgit Richard
Bild-Klone und Doppelgänger

VERVIELFÄLTIGUNGSPHANTASMEN IN DER POPKULTUR

Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit ist nicht nur das Abbild, sondern auch das Leben endlos vervielfältig- und gestaltbar, eine Folge der “essentielle(n) Unbestimmtheit und formbare(n) Weichheit der Welt” (Baumann 1999). Das Zeitalter der “Anthropotechniken” (Sloterdijk 1999) erfordert das Nachdenken über die durch die Biomacht neu entstehenden Formen des Produkts Mensch und einen Blick auf die verschiedenen “Biopolitiken”.

Dieser Beitrag beschäftigt sich vor allem damit, wie diese Politik in Bilder umgesetzt wird. Die zunächst relativ unsichtbaren, weil mikrostrukturellen Phänomene, werden über ausgewählte Bilder, nicht über Begrifflichkeiten, Öffentlichkeit und Laien vermittelt. Diese phantasmatischen Bildwelten um den gentechnologischen Prozess des Klonens in wissenschaftlichen und alltagskulturellen Medien sollen hier im Mittelpunkt stehen.

Obwohl genetische Mikrostrukturen auf den ersten Blick unbeobachtbar erscheinen, lassen sich hieran die verschiedenen Beobachtungsstrukturen der sozialen Systeme Wissenschaft und po puläre Medien kenntlich machen. Entscheidend dabei ist, wer die Mittel hat zu beobachten, welche technischen Bilder aufgrund der wissenschaftlichen Beobachtung erzeugt werden, damit andere beobachten können.

Die Grundvoraussetzungen des gesamten genetischen Komplexes sind seine Unvorhersehbarkeit und Unschärfe, speziell was den Bereich der möglichen Verdopplung des Menschlichen angeht, das Verfahren des Klonens. Bruno Latour vergleicht die Versuche der Interpretation des menschlichen Genoms mit der Auslegung des Evangeliums. Es gäbe verschiedene Lesarten, die sich nicht vereinheitlichen und vereindeutigen ließen (Latour 2000, 67). Er stützt seine Argumentation mit den Aussagen des Populationsgenetikers Richard Lewontin (1987 Harvard), der davon ausgeht, dass die Gene zu unbestimmt wären, um irgendetwas zu folgern oder konkrete, verwertbare Informationen daraus zu gewinnen.

Es ist also ein Glaubensspiel,…


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