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Monografie · von Paolo Bianchi · S. 174 - 183
Monografie , 2001

PAOLO BIANCHI
SELBSTVERGESSEN

MALEREI ALS PROZESS
BEI DANIEL GALLMANN

Ich erinnere mich an eine Reise nach Tanger. Viele Melancholiker sind hier gestrandet. Ein junger Marokkaner fing uns beim Aussteigen der Fähre am Hafen gleich ab und bot sich als Guide an. Er lotste uns statt zum Ausgang durch die Menge der wartenden Passagiere quasi rückwärts durch den Zoll und via Hintertreppe zur Geldwechselstube und schließlich zum Taxi, dessen Chauffeur sein Hotel im vornherein kannte und uns maghrebinischen Pop servierte. Die Tour ging durch die Medina, die Cafés, die Bazars und führte dann zu den großen Stränden des Atlantiks mit ihrem gelben Dunst. Als ich etwas sagen wollte, herrschte mich der Junge an: “N’interprète pas, regarde!”

Beuys, Opalka und der Sinn der Existenz

“Interpretiere nicht, schau!” Das ist das beste Motto, um die Bilderwelt des Schweizer Malers Daniel Gallmann ästhetisch zu erfahren, der als Künstler, wie der Düsseldorfer Kunstprofessor Eugen Gomringer 1991 schreibt, “gesellschaftlich, künstlerisch und thematisch irgendwie am Rande geht, aber gerade aus dieser Stellung heraus sich mit der Welt auf ungeahnte, ungewöhnliche Weise verknüpft. Er ist unabhängig in seiner Kunst, und es gibt zum Beispiel in unserer ganzen Akademie keinen Künstler, der auch nur annähernd einen ähnlichen Weg in der Kunst eingeschlagen hat.” Und weiter: “Gallmann geht einen Weg, zu dem es keine Ratschläge gibt.” Der Künstler wünscht sich auch weiterhin am Rand der Gesellschaft gehen zu können, ohne über den Rand hinauszufallen.

Wenn Daniel Gallmann jede Selbstinterpretation seiner Arbeit als etwas Unkünstlerisches ablehnt, so verweist er doch auf Joseph Beuys und Roman Opalka…


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