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Titel: Transgene Kunst: Klone und Mutanten · von Birgit Richard · S. 103 - 111
Titel: Transgene Kunst: Klone und Mutanten , 2001

Birgit Richard

Das Labor: Ort
männlicher Ausgeburten

“Die Forscher im Labor wissen genau wie komplex ihre Abhängigkeiten sind. Wenn sie sich an ihre Sponsoren wenden, sprechen sie sehr offen über Deutungen, Risiken, Mittel und Alternativen. Aber wenn sie das Labor verlassen und sich and die Öffentlichkeit wenden, spricht bisher zumeist der reine Newton aus ihnen.” (Latour 2000, 67)

Die Schwierigkeiten der visuellen Darstellung der Vorgänge in gentechnologischen Laboren äußern sich im Film in immer wieder auftretenden visuellen Formeln. Die Hypervisualisierung ausbrechender Mutanten liegt in der potentiellen Undarstellbarkeit des Vorgangs der menschlichen Herstellung von Leben. Die Undurchschaubarkeit einer wissenschaftlich erstellten Ordnung und das in den Mikrostrukturen verborgene potentiell Monströse schüren die Angst vor dem Versagen der visuellen Wahrnehmung und führen notgedrungen zu übertriebenen Bildchiffren, zu einer Reduktion der komplexen Zusammenhänge.

Von besonderer Bedeutung sind die Orte der Entstehung der Mutation. Es sind künstliche, außeralltägliche Welten, Weltraumstationen oder unzugängliche Dschungel, die im Kern einen abgeschiedenen Teilraum enthalten: das Labor. Das Labor stellt gleichzeitig das Biotop da, in dem der Klon sich bewegen soll. Es ist für ihn geschaffen und er darf sich eigentlich auch nur innerhalb von künstlichen Umgebungen aufhalten.

Der Prozess der Verkehrung des Verhältnisses von gestaffelten Innen- und Außenräumen, spielt im Verlauf der Filme eine wesentliche Rolle. Die Grenzen der Räume dürfen nicht durchbrochen werden, d.h. die Kreatur darf nicht nach außen, und es darf auch niemand zu ihr herein. Die Unzugänglichkeit und Abgeschlossenheit der Laboratorien muss gewährleistet sein. Die Filme gestalten die Schwierigkeit des Eintretens durch Bildelemente wie Schleusen- und Türsysteme, die sich…

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