Camille Henrot
If Wishes Were Horses Machtspiele und Wechselverhältnisse
Kunsthalle Wien 22.03. – 28.05.2017
von Franz Thalmair
Dass Machtverhältnisse von mindestens zwei Seiten abhängig sind und dass dieser Wechselseitigkeit immer eine spezielle Spannung innewohnt, ein Knistern, wird in Camille Henrots Ausstellung „If Wishes Were Horses“ in der Kunsthalle Wien geradezu spürbar. „Ohne Widerstand würde es auch keine Machtbeziehungen geben“, behauptet Michel Foucault in einem Interview über Sex, Macht und die Politik der Identität, das die Einzelausstellung der französischen Künstlerin in einem Booklet zur Schau begleitet: „Das wäre dann lediglich eine Sache von Gehorsam. Du musst Macht gebrauchen, um Situationen zu verändern, in denen Du nicht tun kannst, was Du willst. Insofern kommt Widerstand zuerst und er bleibt den Zwängen des Prozesses überlegen; Machtverhältnisse ändern sich zwangsläufig mit dem Widerstand. Von daher denke ich, dass Widerstand der entscheidende Begriff, der Schlüsselbegriff, in dieser Dynamik ist. […] Ich halte Widerstand für einen strategischen Teil des Verhältnisses, aus dem Macht besteht. Widerstand ist tatsächlich immer abhängig von der Situation, gegen die er kämpft.“
Bereits bei Betreten des Ausstellungsraums wird deutlich, wie hoch der Aufwand von Kraft ist, um sich einem bestimmten Gestaltungselement zu stellen, das die gesamte Installation dominiert. Die Schuhe bleiben vor der Türe. Der Boden des durch die Glasfassade mit dem Verkehrsknotenpunkt des Wiener Karlsplatz verbundenen Raums ist mit weichen Matten ausgelegt. Dieser graue und rote, in einem Raster ausgerichtete Belag macht es den BesucherInnen schwer, sich ohne Mühe – gedankenlos – durch die Ausstellung zu bewegen. Stets ist man sich seines eigenen…