Cosmos Cinema
14. Shanghai Biennale 09.11.2023–31.03.2024
von Heinz-Norbert Jocks
Mit der 14. Shanghai Biennale in der Power Station of Art, deren steil in den Himmel ragender Schornstein wie ein Pfeil in Richtung außerirdische Sphäre weist, die seit Jahren eines seiner ambitioniertesten Forschungsgebiete darstellt, hat sich Anton Vidokle einen alten Traum erfüllt. Eigentlich Filmemacher, Künstler und Mitbegründer der Verlagsplattform e-flux, wurde der 1965 Geborene erst sechs Monate vor der Eröffnung zum Kurator ernannt. Trotz der extrem kurzen Vorbereitungszeit, die ihm und seinen Ko-Kurator*innen Xiang Zairong, Hallie Ayres, Lukas Brasiskis und Ben Eastham verblieb, ist ihm mit Cosmos Cinema, so der verlockende Titel, ein Masterpiece, weltweit sicherlich eine der besten, vielleicht sogar die beste und aufregendste Biennale der letzten Jahre geglückt. Mit Werken von über 80 Künstler*innen aus China und anderen Teilen der Welt versetzt er uns in anhaltendes Staunen darüber, wie stark sich die scheinbar so stabilen Mauern unseres Denkens und Sehens aufweichen, wenn wir dem nachspüren, wie sehr das Universum das Leben auf Erden beeinflusst. Indem er unser Augenmerk auf die Abhängigkeit der Erde vom Kosmos richtet, listet er die fatalen Folgen auf, die die Ausklammerung des Universums als unendliche Einflusszone aus unserem Denk- und Lebenssystem für die ganze Menschheit nach sich zieht. Dieser uns nicht bewussten Entfremdung vom Kosmos, die sich parallel zu der von immer mehr Künstler*innen beackerten Kluft zwischen dem Menschen und der Natur ereignet, will er mit der erlebnisstarken Schau entgegenwirken.
Die Erkundigung des Kosmismus
Damit knüpft er an die Erkundigung des Kosmismus an, einer Ideenkonstellation über die interplanetarische Existenz…
