Amine Haase
Das Schöne und das Monströse
Der Körper steht im Mittelpunkt der ersten Quadriennale in Düsseldorf
Gewalt, Schmerz, Trauer und Tod – Aspekte im Werk von Caravaggio, Francis Bacon, Bruce Nauman und Teresa Margolles
Carvaggios Zeitgenosse William Shakespeare schrieb in Macbeth III.4: “I am in blood/ Stepp’d in so far that, should I wade no more,/ Returning were as tedious, as go o’er.” (Ich bin einmal so tief in Blut gestiegen,/ Dass, wollt ich nun im Waten stille steh’n,/ Rückkehr so schwierig wär’ wie durchzugeh’n.). Eine dramatische Blutspur zieht sich durch die Geschichte der europäischen Kultur. So sieht es zumindest aus, wenn wir das Theater von den griechischen Anfängen an betrachten oder uns die Geschichte der Kunst des christlichen Abendlandes anschauen. Orest wurde von den Erinnyen in die Raserei getrieben; Worte und Bilder verloren ihren festen Ort, der paradiesisch genannt werden durfte. “Paradise Lost” – die Feststellung von John Milton (1608-1674), gilt auch heute. Das Schöne, das im Garten Eden den perfekten Ausdruck findet, ist brüchig; das Monströse hat sich in den Bruchstellen eingenistet – und sprengt die gesamte herkömmliche Ästhetik. “Schönheit ist erschütternd oder sie ist nicht”, meint André Breton (1896-1966).
Die Künstler der Hauptausstellungen, die von diesem Herbst an bis Anfang 2007 die Aufmerksamkeit der ersten Düsseldorfer Quadriennale auf sich ziehen, haben alle an den Verschiebungen der überlieferten Schönheitsbegriffe mitgewirkt. Jeder zu seiner Zeit: Caravaggio verlässt den Illusionismus von Renaissance beziehungsweise Manierismus und wagt am Übergang zum Barock einen bis dahin nicht vorstellbaren Naturalismus. Die Personen, die auf seinen Bildern…