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Ausstellungen: Bonn · von Viola Michely · S. 427 - 428
Ausstellungen: Bonn , 1998

Viola Michely
“Die Hälfte des Himmels”

Einige Überlegungen zum Feminismus und der Kunst Chinas
Bonner Frauenmuseum, 10.6. – 4.10.1998

Fünfundzwanzig zeitgenössische Künstlerinnen chinesischer Herkunft sind in einer Ausstellung mit dem poetischen Titel “Die Hälfte des Himmels” in Bonn zu sehen.

Dieser Titel, ein Mao-Zitat, wurde bewußt gewählt, als Zeichen einer von westlichen Gesellschaften sehr unterschiedlichen Emanzipationsgeschichte. Mao und mit ihm der Kommunismus spielen in dieser Geschichte eine ambivalente Rolle. Einerseits sprach sich Mao mit der Metapher – den Frauen gehöre die eine Hälfte des Himmels – für die Gleichberechtigung aus und setzte dies auch politisch in entsprechenden Gesetzten um. Andererseits wurde die Freiheit nicht nur der Künstler, sondern auch der wachsenden Zahl an Künstlerinnen in einem solchen Maße eingeschränkt, daß dies nicht nur an der künstlerischen Produktion der Zeit der Kulturrevolution ablesbar ist, sondern noch Generationen danach. Wie politisch ist nun diese Ausstellung und – wie feministisch ist sie?

Über zwei Etagen erstrecken sich die an Ausdrucksformen, Materialien, Themen und auch an Qualität sehr unterschiedlichen Arbeiten. Den Auftakt bildet eine Serie von traditionell anmutenden Tuschezeichnungen von Wang Gongyi. Doch die Künstlerin löst sich mit radikaler Konsequenz von festgefügten Konzepten und sucht die Malerei im Fluß der stetigen Wiederholung eines einzigen Motivs zu erneuern: der Muschel. Hier schließen sich assoziativ gleich zwei Elemente an, die sich durch die Ausstellung ziehen und als Charakteristisch-Gemeinsames den Werken anhaften: das erotische Moment und ein synästhetischer Zug. Die Muscheln sind mal verschlossen, mal sich öffnend dargestellt. Ihre Windungen gleichen denen des Ohres. In den Windungen der Muschel setzt sich…



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