David Lynch
Die Kunst der Übersetzung
Ein Gespräch mit Michael Stoeber anlässlich der Verleihung des Goslarer Kaiserrings
Der 1946 in Missoula, Montana, geborene David Lynch ist als Filmregisseur weltberühmt. Unvergessen bleibt sein Zoom in der Eingangszene von „Blue Velvet“. Das Kameraauge erfasst die glänzenden Fassaden einer amerikanischen Kleinstadtidylle, fährt über den satten, grünen Rasen eines Vorgartens mit bunten Blumen und gräbt sich dann unter die Oberfläche in das finstere Erdreich. Dort herrscht Krieg. Die in ihm beheimateten Maden und Würmer führen das ewige Schauspiel vom Werden und Vergehen und vom Überleben des Stärkeren auf. Die Szene lässt sich emblematisch lesen für das Werk des Künstlers, der das dunkle Schattenreich unserer verdrängten Triebe und Obsessionen nicht nur in seinen Filmen ausleuchtet, sondern auch in seinen weniger bekannten Gemälden. Als Maler hat Lynch seine Karriere begonnen, und trotz seiner großen Filmerfolge hat er nie aufgehört, als bildender Künstler tätig zu sein. Über die Jahre hat er auf diese Weise ein umfangreiches Werk aus Gemälden, Fotografien und Lithografien geschaffen. Dafür ist er im Oktober 2010 mit dem renommierten Goslarer Kaiserring ausgezeichnet worden. Obwohl dieses Werk in den letzten Jahren stetig gewachsen ist und weltweit in angesehenen Kunstinstituten gezeigt wurde, ist der Preis für David Lynch Verpflichtung, sich in Zukunft noch stärker als bisher auf seine Karriere als bildender Künstler zu konzentrieren. In Goslar versprach er den Medienvertretern im Mönchehaus Museum bei der obligatorischen Frage nach der Bedeutung des Rings für ihn, „statt mit 5 Meilen Stundengeschwindigkeit ab sofort mit 60 Meilen in der Stunde vorwärts…