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Ausstellungen: Berlin · von Dirk Schwarze · S. 315 - 319
Ausstellungen: Berlin , 2010

Dirk Schwarze
Tactics of Invisibility

Galerie Tanas, Berlin, 11.9.2010 – 15.1.2011

Der in Berlin lebende Nasan Tur hat seit 2007 in Ljubljana, Mailand, Belgrad, Stuttgart und Wien Graffiti-Botschaften gesammelt und notiert, um dann die gefundenen Texte innerhalb einer Ausstellung mit roter Farbe auf eine Wand zu sprühen. Tur verdichtet die Texte so stark, dass die Botschaften bis zur Unkenntlichkeit untergehen. Aus den Hilferufen, Anklagen und Nonsense-Sprüchen wird ein sprachloses Bild des abstrakten Expressionismus. Ganz zu Recht ziert Turs Wandbild den Katalog, weil in ihm die Strategien der Unsichtbarkeit („Tactics of Invisibility“) ihre Durchsetzungskraft entfalten.

Nun kann eine Ausstellung schlechterdings vollkommen auf die Unsichtbarkeit setzen. Es geht in diesem Fall auch weder um das Bilderverbot noch um die Bilderlosigkeit. Nein, hier ist sogar sehr viel zu sehen. Mit dem Unsichtbaren ist eher jene Darstellungslücke gemeint, die sich zwangsläufig zwischen Bild, Text und Ton ergibt: Denn das, was ursprünglich für eine künstlerische Arbeit Anlass war, entzieht sich oft dem Bild oder der Installation. Ein gutes Beispiel dafür liefert Hale Tenger mit seiner Videoarbeit „Beirut“. Der Film kann nicht (und soll auch nicht) den Terror und Verwüstungen in der Stadt zeigen. Er konzentriert sich vielmehr auf eine starre Kameraeinstellung, die die triste Fassade eines einst glanzvollen Hotels sehen lässt. Die Sonnenschutzvorhänge werden nach außen geweht und bezeugen damit, dass der Bau verlassen worden ist. Das Leben ist in dem Hotel ausgelöscht. Die Fassade wird somit zum Symbol des Todes und übernimmt ganz selbstverständlich die Zeugenschaft für den neben dem Hotel verübten Mordanschlag auf den libanesischen…


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