Olaf Nicolai
Es ging ja von Anfang an um Teilhabe
Ein Gespräch mit Raimar Stange
Olaf Nicolai ist spätestens seit 1997, also seit der documenta X vielen bekannt als Künstler, der sich mit den Modalitäten der heutigen Natur auseinandersetzt. Längst aber hat er seinen Fokus auf das Design nahezu aller Lebenswelten gerichtet – nicht zuletzt also auch auf die (Un-)Möglichkeiten des Betriebssystems postmoderne Politik.
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Raimar Stange: Du bist aufgewachsen im „real-existierenden Sozialismus“ der Deutschen Demokratischen Republik. War das nach der „Wende“ so etwas wie ein „Ankommen in der Demokratie“ für dich?
Olaf Nicolai: Wie Du merkst, muss ich über Deine Frage etwas länger nachdenken. Zuerst natürlich darüber, was hier unter Demokratie zu verstehen ist. Aber was mich darüber hinaus zögern lässt, ist das „Ankommen“. Ankommen wollte ich zumindest nirgendwo. Es ging um das Sich-Bewegen, das Teilnehmen, eben darum, aktiv zu sein. Und nicht erst nach der Wende.
Okay, Du deutest einen Weg an. Ein Weg besteht immer auch aus Abschnitten, wenn man so will, aus Etappen. Könntest Du unterschiedliche Etappen, in denen Du unterschiedliche Weisen und Möglichkeiten von Teilhabe erfahren hast, beschreiben?
Es ging ja von Anfang an, also auch in der DDR, um Teilhabe, wie Du es nennst. Was dann im Herbst 1989 passierte, war ja nicht eine spontane Revolte, sondern ein Sichtbarwerden. Bereits das ganze Jahr war von den Versuchen geprägt, institutionelle Formen zu entwickeln, um politisch aktiv sein zu können. Vor allem das Neue Forum als eine Art Bürgerbewegung war da wichtig. Und dann nach dem November ’89 der so genannte Runde…