Peter Altendorfer
Die Kunstbanausen
Über das (Nicht)Verhältnis der Grünen zu Kunst und Kultur
Versuch einer Herausforderung
The times they are a-changing …
(Bob Dylan, 1964)
Ohne empirisches Zahlenmaterial vor mir liegen zu haben, wage ich zu behaupten, daß die grüne Bewegung und ihre Sympathisanten von der Altersgruppe der 30-45jährigen dominiert wird. Von jenen Menschen also, die ab ihrer frühen Jugend jene revolutionäre gesellschaftliche Entwicklung miterlebt haben müssen, die ab Mitte der 60er Jahre in der freien, demokratischen Welt ablief.
Ich verwende bewußt den Begriff »revolutionär«, weil ich überzeugt bin, daß die Liberalisierung und teilweise Enttabuisierung gesellschaftlicher Normen und Gewohnheiten, wie sie in den letzten beiden Jahrzehnten stattgefunden haben, trotz aller noch anstehender Probleme ungeniert als Revolution zu bezeichnen ist.
Diese Revolution war nur sekundär eine politische – im engen Sinn – sie war vor allem eine kulturelle – im weitesten Sinn. Vergeßlich wie der Mensch ist, wird er sich im Alltag dieser Veränderungen und ihrer Wurzeln nicht mehr bewußt, zu selbstverständlich sind sie bereits geworden. Daß unsere Freizeitmode vor 20 Jahren von Aussteigern und Hippies gegen alle Repressionen »erkämpft« wurde, daß eine Haarlänge, wie sie heute konservative Politiker tragen, den »Normalbürger« damals zu faschistoiden Beschimpfungen hinriß, daß Musik, wie sie heute in jedem Kaufhaus aus den Lautsprechern dröhnt, vor 20 Jahren mit Attributen wie »entartete Negermusik« und ähnlichem bedacht wurde, das alles und vieles mehr beweist die kulturellen Umwälzungen seit Mitte der 60er Jahre.
Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit hatte moderne Unterhaltungsmusik jenen Stellenwert, den sie heute hat. Niemals zuvor war es gelungen,…