Wolfgang Kaitna
Ortsbild zwischen Regionalismus und Heimatstil
In dem Maße, in dem der Ruf nach einem wie auch immer gearteten baukulturellen oder ökologischen Bewußtsein lauter wird, häufen sich die Fragen nach einer Entsprechung, ohne in befriedigender Art und Weise beantwortet werden zu können. Begriffe wie »Baukultur«, »Regionalismus«, »Heimatstil«, »alternatives Bauen«, »Orts- und Dorfbildgestaltung« bis hin zur »Ökologie« im weitesten Sinne, werden hin und her gereicht. Alle Beteiligten betrachten die Problematik aus ihrer Sicht und interpretieren sie auch entsprechend, unabhängig davon, ob sie nun verändert oder bewahrend agieren oder unmittelbar Betroffene sind.
Der Städter wird sich mit dem Landbewohner immer uneiniger darüber, was und wie gebaut werden soll, wie die Landwirtschaft zu führen ist, wo, wie, wann und womit transportiert und gefahren werden darf, in welcher Form Tourismus noch vertretbar erscheint, etc.
Gleichzeitig aber wird in dem Bewußtsein der oben genannten Begriffe gebaut, bewirtschaftet und die Freizeit gestaltet. Bezüglich der Architektur handelt es sich dann immer, sofern man der lokalen und der Fachpresse glauben darf, anfangs um »Alternativen, Experimente oder Versuche mit Beispielwirkung«, später, nach der Realisierung, um »Musterbeispiele mit Nachahmungscharakter«.
Das Auffällige an dieser Abfolge ist die Tatsache, daß eine für ein spezielles Problem an einer bestimmten Stelle gefundene Lösung zum Muster hochgejubelt wird, nach dem dann allerorts entworfen werden soll. Der Trend läuft somit in Richtung einer Etikettierung des Gebauten, die Gestaltung wird zur Uniformschneiderei, und damit werden auch die Regionalismen einander gleich gemacht.
Der Baukulturbegriff entspringt immer einer Diskussion über gesellschaftliche Verhältnisse oder, präziser ausgedrückt, der Kritik an den Verhältnissen dieser Gesellschaft, die…