Richard Serra:
The Content is really in the work itself
Ein Gespräch mit Hanne Weskott
Seit Monaten macht der Name Richard Serra Kunstschlagzeilen. Meist geht es dabei um »Tilted Arc« von der Federal Plaza in Manhattan. Die einen halten Serra deshalb schon für einen notorischen Streithahn, der in völliger Selbstüberschätzung die Realität aus den Augen verloren hat. Die anderen berichten über seine Niederlage, so daß der Abbruch kaum noch vermeidbar scheint (vgl. Art News vom Oktober 1987). Aber Serra ist entschlossen, weiterzukämpfen. Ihm geht es dabei nicht nur um sein Stück, sondern ganz grundsätzlich um den Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum. Darf eine demokratisch gewählte Regierung die Kunst in ihrer grundsätzlichen Richtung bestimmen? »Letzten Endes ist es so, wenn sie den Inhalt abstrakter Kunst als Sprache in Abrede stellen, dann ist die Gefahr groß, daß sie auch andere Werke niederreißen«, sagt er.
Jedenfalls nahm das Thema Kunst im öffentlichen Raum einen zentralen Platz im Gespräch ein, das anläßlich der großen Serra-Ausstellung »7 Räume« im Münchner Lenbachhaus Ende November stattgefunden hat. Neben dem alten Problem mit »Tilted Arc« kamen in München zwei Ereignisse hinzu, die die Aktualität erneut bewiesen. Das erste war positiv. Serra hatte gerade eine große Skulptur in London fertiggestellt (vgl. Photo), deren Ausmaße alle bisherigen Arbeiten übertreffen. Die zweite Sache war eine verhinderte Skulptur für den Münchner Stadtraum, deren Finanzierung bereits gesichert war. Der dafür vorgesehene Platz vor den Propyläen aber wurde vom Landesamt für Denkmalpflege als absolut unverstellbar bezeichnet. Armin Zweite machte seiner Enttäuschung bei der Eröffnung wütend…