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Titel: Kunst und Spiel I · von Anna Karina Hofbauer · S. 91 - 101
Titel: Kunst und Spiel I , 2005

Anna Karina Hofbauer
Die Partizipationskunst und die entscheidende Rolle der BetrachterInnen in der zeitgenössischen Kunst

Die Rolle und die Bedeutung der BetrachterInnen haben sich in der zeitgenössischen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und des beginnenden 21. Jahrhunderts verändert. In vielen Ausstellungen der Gegenwartskunst werden Werke präsentiert, die auf die eine oder andere Weise das Publikum aktiv beteiligen, indem dieses Entscheidungen treffen muss und Handlungen ausführt, wodurch seine Rolle in jene von PartizipantInnen gewandelt wird. Die physisch aktiven BetrachterInnen sind jedoch keineswegs ausschließlich ein neues Phänomen der Gegenwart. Bereits 1913 proklamierte Filippo Tommaso Marinetti in seinem Manifest “Teatro di Varietá” in einem für diese frühe Zeit außerordentlich progressiven Vorschlag, wie das Publikum in einer mehr körperlichen Art als in der konventionell passiven, konsumierenden und nicht handelnden Weise involviert werden könnte. Laut Marinetti sollte das Publikum durch sein Auftreten und lautes Sprechen mit den auf der Bühne agierenden SchauspielerInnen partizipieren und dadurch in bizarre und überraschende Dialoge involviert werden. Die Interaktion des Publikums hatte einen Punkt erreicht, an welchem es unter bestimmten Umständen möglich war, das konventionelle und traditionelle Verständnis, wie Kunst zu verstehen sei, zu verlassen. In den 1920er Jahren wurden die Futuristen von den Dadaisten Max Ernst, Hans Arp und Johannes Theodor Baargeld begleitet, die im Brauhaus Winter in Köln ausstellten. Ernst zeigte eine Holzskulptur und platzierte neben dieser eine Axt, durch welche den BesucherInnen die Macht verliehen wurde, zu entscheiden, ob das ausgestellte Werk zerstört werden sollte oder nicht.

Der/die BetrachterIn war aufgrund des Faktums, dass die Kunstwerke keinen…


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von Anna Karina Hofbauer

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