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Titel: Kunst und Spiel I · von Dieter Buchhart · S. 39 - 55
Titel: Kunst und Spiel I , 2005

Dieter Buchhart
Über die Dialektik von Spielregeln und offenem Handlungsfeld

Jedes Spiel hat seine eigenen Regeln,”1 hielt der holländische Historiker und Philosoph Johan Huizinga bereits 1938 in seiner Abhandlung “Homo Ludens” fest. Dabei markierte er das Spiel als ein grundlegendes Element unserer Kultur. Ein Blick auf die deutsche Sprache scheint ihm Recht zu geben, finden sich doch neben Brett-, Ringel-, Computer-, Sport- oder Theaterspielen auch Macht-, Liebes- und Rollenspiele. Das Spiel scheint weit über unsere Freizeitaktivitäten hinaus auch im Beruf, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien fest verankert zu sein und die Palette an Möglichkeiten schier endlos. So sucht Huizinga, der dem Homo sapiens und dem Homo faber den Homo ludens, den Menschen als Spieler, an die Seite stellt, Spiel als Handlung zu fassen: “Der Form nach betrachtet, kann man das Spiel also zusammenfassend eine freie Handlung nennen, die als ,nicht so gemeint’ und außerhalb des gewöhnlichen Lebens stehend empfunden wird und trotzdem den Spieler völlig unter Beschlag nehmen kann, an die kein materielles Interesse geknüpft ist und mit der kein Nutzen erworben wird, die sich innerhalb einer eigens bestimmten Zeit und eines eigens bestimmten Raums vollzieht, die nach bestimmten Regeln ordnungsgemäß verläuft und Gemeinschaftsverbände ins Leben ruft, die ihrerseits sich gern mit einem Geheimnis umgeben oder durch Verkleidung als anders von der gewöhnlichen Welt abheben.”2

Das von Huizinga als “freie Handlung” bezeichnete Spiel wird jedoch durch die Festlegung der Grundparameter dieser Handlung – Abgeschlossenheit, Begrenztheit, ohne Notwendigkeit und Nutzen, Spannungselement, Wiederholbarkeit und die Spielregeln als Grundvoraussetzung -…


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