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Titel: Kunst und Spiel I · von Ed Halter · S. 135 - 138
Titel: Kunst und Spiel I , 2005

Ed Halter
Kriegsspiele

Kurz nachdem im März 2003 im Fernsehen die ersten Verluste der amerikanischen Streitkräfte im Irak bekannt gegeben wurden, interviewte Fox News den US-Staatssekretär Colin Powell. Der Aktienmarkt sank in den Keller und die Begeisterung der Journalisten für den Krieg tat dies auch. Sie begannen nun die amerikanische Vorgangsweise zu kritisieren und als Antwort darauf tat Powell gegenüber dem Fox-Sprecher kund: Die Leute müssen endlich verstehen, dass das hier kein Computerspiel ist. Es ist ein Krieg. Es ist ein realer Krieg.” Abgesehen von der Absurdität des Statements zeigt es doch, wie sehr die Ineinssetzung von modernem Krieg und Computerspielen zu einem Gemeinplatz geworden ist. In den amerikanischen Medien wurde die Metapher erstmalig ausgebreitet, als im Persischen Golfkrieg in den Medien eine beinahe abstrakte Darstellung des Kriegsgeschehens vorgezeigt wurde. Die Wurzeln liegen jedoch weiter zurück. Spätestens in den 1980er Jahren zeigten Hacker-Filme, die noch im Geiste des Kalten Krieges gedreht waren, wie das Machwerk WarGames” (1983) zum Beispiel, wie realer und virtueller Krieg ineinswachsen können. Das Filmplakat stellte die Frage Ist es ein Spiel oder ist es Ernst?” Reagans unverwirklicht gebliebenes Projekt des Star Wars” wurde oft als eine militärischen Wirklichkeit gewordene ATARI-Phantasie bezeichnet.

In der Tat reicht die Geschichte des Verhältnisses und der gegenseitigen Abhängigkeiten von Spielen und Krieg weit über die Ebene des Metaphorischen.

Die frühen Entwicklungen der digitalen Datenverarbeitung, die in den 1940er Jahren stattfanden, wurden durchgeführt, um die Geschoßbahnen der Artillerie im 2. Weltkrieg berechnen zu können. Nach dem Krieg blieb das US Verteidigungsministerium der stärkste Förderer, bis…


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