Heinz-Norbert Jocks
Die Vitalität kennt kein Alter
Zur Picasso-Ausstellung “Malen gegen die Zeit” im K20, Düsseldorf.
Ein Gespräch mit dem Kurator Werner Spies
Werner Spies ist mehr als ein Picasso-Experte, er ist einer, der immer wieder von neuem einen frischen Blick auf diesen Koloss als einen geworfen hat, der bis zu seinem Ende so jung wie lebendig geblieben ist. Anlässlich seiner zunächst in Wien und nun in Düsseldorf gezeigten Ausstellung “Picasso -Malen gegen die Zeit” hier ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks mit dem Kurator.
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H.-N.J.: Herr Spies, ich erinnere mich an das, was Sie über die Erscheinung von Picasso sagten, als Sie ihn in Mougin besuchten. Da kündigte sich letztlich wohl die Idee Ihrer jetzigen Ausstellung an, ohne dass Sie das damals wohl geahnt haben. Damals stellten Sie sich die Frage, “wie dieser alte Mann, der damals schon der Mythos der Zeit war, mit seiner Todesangst fertig wurde?”
W.S.: Ja, die letzten Jahre Picassos waren doch realisierte, ins Werk umgeleitete Todesangst. Und für mich war es etwas unerhört Bewegendes, zu wissen, daß ich hier einen Menschen vor mir hatte, der gewissermaßen über die Schwelle seines Lebens, des Lebens überhaupt getreten war.
Könnten Sie Ihre Eindrücke und Wahrnehmungen, die Sie von Picasso hatten, vor allem bezogen auf seine Art, mit dem Alter umzugehen, schildern? Wie erlebten Sie selbst sein Alter damals und wie heute im Rückblick?
Als ich ihm erstmals gegenüberstand, gab es für mich überhaupt keine Vorstellung von Zeit und von Alter. Es war eine mythische Präsenz, die ich erlebte….