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Ausstellungen: Kassel · von Dirk Schwarze · S. 392 - 393
Ausstellungen: Kassel , 1998

Dirk Schwarze
Die Wahrheit der Dinge

“Schon wieder abseits!”
Museum Fridericianum, Kassel, 12.7. – 13.9.1998

Eine der großen Entdeckungen der vorigen Biennale von Venedig war der Katalane Joan Brossa (Jahrgang 1919), den Spanien in seinem Pavillon präsentierte. Selbst in seiner engeren Heimat soll Brossas künstlerisches Werk nicht übermäßig bekannt sein – weil der Zeichner und Objektgestalter Brossa im Schatten seines dichterischen Werkes steht. Der aus Barcelona stammende Künstler ist als Poet und Dramatiker zu Ruhm gekommen. Er lebt mit und aus dem Wort, und aus dem bildhaft verstandenen Wort fand er zur visuellen Poesie und zur Objektkunst.

Das bildnerische Werk ist also eher nebenher entstanden. Aber es hat eine derart große Eigendynamik und Ausstrahlungskraft gewonnen, daß man den Katalanen als legitimen Angehörigen der surreal-poetischen Familie von Duchamp, Broodthaers und Kolar ansieht. Bis in die aktuelle Gegenwart sind es die Sprach- und Gedankenbilder, aus denen Brossa seine Arbeiten entwickelt. Zu einer Installation, die er im Kasseler Museum Fridericianum einrichten ließ, lieferte er aus dem fernen Barcelona nur die Idee: Vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft ließ er in der Rotunde 200 Bälle (zum Spielen) auslegen; an die Wände kamen Bilder von Schülern und Studenten, die nur ein Motiv zu zeichnen hatten – Pferdefüße. Der Pferdefuß beim Fußball liefert also eine heitere und hintersinnige Einstimmung in die Ausstellung.

Die kam durch diese Arbeit auch zu ihrem Einladungs- und Plakatmotiv. Zu sehen ist ein Fußballerbein, das einen Ball tritt. Der Ausstellungstitel “Schon wieder abseits!”, der daneben zu lesen ist, stellt allerdings den Erfolg der Schußaktion in Frage. Damit…



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