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Magazin: Preise & Stipendien · von Frank Frangenberg · S. 474 - 473
Magazin: Preise & Stipendien , 1998

Frank Frangenberg
Druckraster und Rasterfahndung

Ein Nachtrag zum Roy-Lichtenstein-Stipendium des Kunstfonds für Johannes Hüppi und Tamara Grcic

Roy Lichtenstein, vielmehr die ihn vertretende Verwertungsgesellschaft BILD-KUNST, die sich in solchen Fällen einschaltet, hat die Schuhfirma … (Punkt Punkt Punkt) verklagt, diese hätte die von ihnen hergestellten Schuhe in Schuhkartons verpackt, die mit dem Aufdruck eines Roy-Lichtenstein-Bildes – “Blonde waiting” – versehen waren. Mit der widerrechtlichen Verwendung eines Kunstwerks auf der Verpackung ihrer Schuhe verstieß die Schuhfirma gegen das Urheberrecht. Der somit entstandene Schadensersatzanspruch konnte durch die umstandslose Zahlung einer Entschädigung an Roy Lichtenstein durch die Schuhfirma in Höhe von DM 50.000 aus der Welt geschafft werden. Es ist vollkommen nachvollziehbar, daß die Schuhfirma … die natürliche Affinität ihres Produkts zu den Kunstwerken der Popart verspürte: die Anfänge der Popart liegen im Schuhgeschäft. Die Welt eroberte Andy Warhol zuerst mit Reklamezeichnungen für Schuhe und Stiefeletten, seine erste größere Ausstellung trug den Titel “The Crazy Golden Slipper Show”.

Roy Lichtenstein – jeder weiß, wer Roy Lichtenstein ist, respektive (R.I.P.) war: ein amerikanischer Pop-Art Künstler; derjenige amerikanische Pop-Art Künstler, der Comics groß machte – im Leinwandformat. Groß wurde das grobe Druckraster (Punkt Punkt Punkt) der Zeitungscomics auf den Leinwänden. Die kunsthistorische Exegese sah die Nähe zu historischen, pointillistischen Strukturen. Man muß überhaupt keine theoretischen Überlegungen anstellen, daß jede Kunst in der Verarbeitung, Aneignung, Übernahme von bereits vorhandenem Material entstehe, in der Aufstellung einer anderen Nomenklatur, einer neuen Verpackung für alte Hüte – oder neue Schuhe: denn genauso ist Roy Lichtenstein zu seiner “Blonden” gekommen: indem er sie…


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von Frank Frangenberg

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