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Ausstellungen: Krefeld · von Thomas W. Kuhn · S. 272 - 275
Ausstellungen: Krefeld , 2017

Elmgreen & Dragset

Die Zugezogenen
Déjà-vu für Doppelgänger
Museum Haus Lange 19.02. – 27.08.2017

von Thomas W. Kuhn

Ein kräftiger Kampfhund kläfft sein Spiegelbild an. Ein Junge, gekleidet in eine altmodische Schuluniform, hockt verängstigt in einem Kamin. Im Pool schwimmt die Leiche eines Mannes mit Halbglatze. Hausperle Irina, steht im Foyer und wartet ab. Das Situation ist dramatisch, das Interieur gutbürgerlich, die Bühne, eine moderne Villa der späten 1920er Jahre.

Michael Elmgreen (1961 in Kopenhagen) und Ingar Dragset (*1969 in Trondheim) haben mit einem Fundus bekannter und neuer Requisiten Mies van der Rohe‘s Haus Lange bezogen. Das Künstlerduo erzählt die Geschichte einer deutschstämmigen Familie, die in Folge des Brexits das Vereinigte Königreich verlassen hat und in ihr Geburtsland zurückgekehrt ist.

Wer sind die ins rheinische Krefeld Zugezogenen und was ist passiert? Das repräsentative Erdgeschoss und die privaten Räume im ersten Stock sind voller Indizien, die auf eine Deutung warten. Vergangenheit und Gegenwart werden fließend überblendet und im persönlichen Schicksal spiegelt sich die Tragödie einer Nation, deren gediegene bürgerliche Kultur in Teilen der gefährlichen Autosuggestion vergangener Größe folgt.

Man möchte kaum glauben, dass die Alt-Neubürger wirklich Deutsche sind. Ihre Englishness scheint in der Wolle gefärbt. Dazu gehört der obligatorische Kamin im Esszimmer, der noch mit Gepäck beladene Jaguar vor dem Haus und ein Bündel von Stuckelementen, die der deutschen Sachlichkeit etwas mehr Behaglichkeit zu bringen verspricht. Gelesen wird die Times, getrunken wird Tee. Hier wurden augenscheinlich Menschen ihrer Wahlheimat entwurzelt. „Home is the place you left“ besagen zwei Stickereien in den Schlafzimmern im Obergeschoss….


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