Koen Brams
Enzyklopädie der erfundenen Künstler:
Woher? Wohin?
1. Die Enzyklopädie der erfundenen Künstler ist das Ergebnis einer Idee – eines Einfalls um ganz genau zu sein. Der Gedanke war: Mache aus allem, was dir in einem Roman (oder einem Bühnenstück oder in jedweder Form von Fiktion) über einen erfundenen Künstler begegnet, eine Lebensbeschreibung dieses erfundenen Künstlers. Es handelt sich dabei um einen ausgesprochen einfachen Gedanken. Woher kam er? Irgendwann im Jahr 1998, ich war zu dieser Zeit Chefredakteur der belgischen Kunstzeitschrift De Witte Raaf (Der weiße Rabe), las ich den Text ‘The End’ des niederländischen Kunsthistorikers Carel Blotkamp. In diesem Text widmet sich Blotkamp dem ’letzten Kunstwerk’ und diese Umschreibung ist nicht im übertragenen, sondern im wortwörtlichen Sinne gemeint. Das letzte Kunstwerk, bevor der Künstler, freiwillig oder unfreiwillig, damit aufhört, künstlerisch tätig zu sein. Blotkamp beginnt seinen Text ebenfalls nicht mit dem letzten Werk eines „echten“ Künstlers, sondern mit dem eines ’fiktiven’ Künstlers: Gilbert Jonas, eine durch Albert Camus ’ins Leben’ gerufene Figur. Er schreibt: „Auf ca. 45 Seiten skizziert Camus die ganze Karriere eines Künstlers, die des gutmütigen Gilbert Jonas, seinen Aufstieg und wachsenden Erfolg samt des kommerziellen Drucks, der ständigen Anwesenheit einer Schar ehrfürchtiger Schüler, schmeichelnder Kritiker und begehrlicher Kunstsammler und seinen Niedergang als neue Kunstströmungen die Aufmerksamkeit beanspruchen und sein Werk immer geringer geschätzt wird.” Ich glaube, dieser kleine Satz war es, der mir die Idee lieferte, eine Enzyklopädie der erfundenen Künstler zusammenzustellen. Die Frage, die der Satz Blotkamps in mir aufrief, war folgende: Besteht die Möglichkeit die…