Ingo Arend
John Bock
»FischGrätenMelkStand«
Temporäre Kunsthalle, Berlin, 2.7. – 31.8.2010
Der Fischgrätenmelkstand ist weltweit die am stärksten verbreitete Melkstandform. Die Tiere stehen in Gruppen entlang der Melkergrube. Das heißt also, dass nicht der Melker die Maschine zu den Tieren bringt, sondern die Tiere kommen zum Melkstand. Es stehen bis zu 6 Kühe schräg nebeneinander, dabei sind ihre Euter direkt zum Melkstand hin gerichtet. Die Euter sind auf Augenhöhe des Bauern, der die Melkmaschine am Euter anschließt. Die Arbeitsverhältnisse sind für den Melker ideal.“
Ganz streng an die Definition aus einem zeitgenössischen Technikatlas hat sich John Bock bei dem Ordnungssystem für die letzte Ausstellung in Berlins Temporärer Kunsthalle zwar nicht gehalten. Denn im starren Fischgrätenmuster stehen die 63 Künstler, die der 1965 geborene Aktionskünstler hier versammelt hat, nicht. Sondern in einer wilden, durchaus anarchischen Ordnung. Aber er kommt ihrem Grundgedanken zumindest näher. Von der Kunst, die er hier hinein gepfercht hat, schöpft Bock auf jeden Fall den Rahm ab.
Installation, Meta-Architektur, Wagenburg. Schwer zu sagen, was FischGrätenMelkStand wirklich ist. Wer die Ausstellung betritt, bekommt alles gleichzeitig. Bocks vierstöckiger Bau ist in erster Linie ein Labyrinth, in zweiter Linie ein Labyrinth der überraschenden Begegnungen. Das Ganze sieht auf den ersten Blick wie ein wild zusammengewürfelter Flohmarkt oder ein Notlager der Kunst aus. Wer genauer hinschaut, dem erschließt sich nach und nach ein durchaus anspruchsvolles Konzept.
Bocks Bau ist ein Wiedergänger von Andre Malrauxs Musée Imaginaire. Wo es nicht um kunsthistorische Systematik geht, sondern um die Konfrontation von Widersprüchen und die Assoziationen und Metamorphosen, die sich daraus…