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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 256 - 259
Ausstellungen: Berlin , 2010

Hermann Pfütze
Who knows tomorrow

»Postkoloniale Kunst aus Afrika«
Staatliche Museen Berlin: Alte Nationalgalerie, Neue Nationalgalerie, Hamburger Bahnhof, Friedrichswerdersche Kirche, 4.6. – 26.9.2010

Fünf international bekannte Künstler afrikanischer Herkunft wurden, parallel zur Fußball-WM in Südafrika und zum Streit der Parteien über die Afrika-Politik der Bundesregierung, eingeladen, ihre Sicht der europäisch-afrikanischen Geschichte zu zeigen. Drei von ihnen zeigen draußen vor den Museen sehr große Plastiken und Installationen, die nicht mehr die koloniale, sondern die heutige, postkoloniale Ausbeutung Afrikas zum Thema haben. Es geht nicht mehr um Sklaverei, Mission, Kolonialwaren, Ethnologie und Stammeskunst, sondern um Afrika im Weltmarkt.

António Ole aus Luanda hat den Westflügel des Hamburger Bahnhofs mit einer riesigen Wand aus sechzehn Containern verstellt. Der in Nigeria lebende Ghanaer El Anatsui zeigt selbsttragende Haufen aus miteinander verdrahteten runden Blechdosenböden und nicht weniger kunstvolle, riesige Geflechte aus flachgeklopften Whiskyflaschenverschlüssen, die in Form eines T-Shirts die Säulen der Alten Nationalgalerie verhüllen. Und Pascale Marthine Tayou aus Kamerun macht eine Versammlung lebensgroßer Colon-Figuren sozusagen zu Zwergen seiner „Colonial Erection“ im Flaggenwald aller afrikanischen Staaten an hohen Masten vor der Neuen Nationalgalerie. Die bunten, stilisierten Holzfiguren in der Tradition des schwarzen Blicks auf den weißen Mann sind die selbstironische Antwort auf die Stammeskunst in den ethnologischen Museen.

Zharina Bhimji, Tochter indischer Eltern aus Uganda, lebt in London. Sie zeigt im Hamburger Bahnhof die Filminstallation „Waiting“ von 2007 über die Sisalverarbeitung in Kenia. Die fast farblosen Hell-Dunkel-Bilder menschenleerer, vollgefaserter Fabriksäle hinter Wellblechwänden sind sehr schön und signalisieren zugleich, daß man in diesen Räumen nicht atmen…



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