Frank Frangenberg
Gift und gute Form
Museum voor Moderne Kunst, Arnheim, 12.9. – 24.10.1999
Rotation” ist eine künstlerische Springprozession, bei der niederländische Kuratoren niederländische Künstler in deutschen Ausstellungsräumen, deutsche Kuratoren ihre deutsche Auswahl in den Niederlanden präsentieren. Seit Ende August wird alle zwei Wochen ein Spiele ohne Grenzen inszeniert.
Zwei Wochen nachdem in Köln Martijn van Nieuwenhuyzen vom Amsterdamer Stedelijk Museum Bureau Amsterdam mit seinem “Hanging around” den Ausstellungsreigen “Rotation” eröffnet hatte, retournierte Rita Kersting vom Kölner Museum Ludwig mit einer Ausstellung rheinischer Künstler unter dem Titel “Gif en Goede Vorm” im Museum voor Moderne Kunst in Arnheim. Nun wissen wir, was die großzügigen holländischen Vokalrundungen im deutschen bedeuten: sie stellen eine Verbindung her zwischen “Gift” – dass im niederländischen neben seinem toxischen Beigeschmack auch die angelsächsische Bedeutung “Geschenk” mitmeint – und der “guten Form”. Richtige Frage: was bedeutet das?
Die gute Form ist ein menschlicher Maßstab. Sie steht immer in irgendeiner Beziehung zum menschlichen Körper und wird dementsprechend gewürdigt: ein stabiles Haus ist ein gutes Haus, da uns das Dach nicht auf den Kopf fällt; eine tragende Wand zu entfernen wäre Gift für die Stabilität eines Gebäudes (in der niederländischen Bedeutung wäre noch Platz für eine etwaige positive Wertung: vielleicht hätte man ja einen freieren, offeneren Blick?); das Museum voor Moderne Kunst ist wunderschön gelegen auf einer Anhöhe mit dem Blick auf den Rhein, um dorthin zu gelangen war es Gift auf den Polizisten zu hören, der nur meinte, der Weg zum Museum sei ausgeschildert.
Das Wort Gift umfasst all das, was die Idee…