Titel – II. Sammler
Guy Ullens
China auf dem Weg zur Ersten Welt
Vor einigen Monaten verkündete Guy Ullens, der Traum eines chinesischen Kunstmuseums sei ausgeträumt. Das erst seit 2007 bestehende „Ullens Center for Contemporary Art“ in Peking, die erste private Non-Profit-Kulturinstitution in China, kurz UCCA genannt, steht vor seinem Aus. Der Belgier Guy Ullens, der gemeinsam mit seiner Frau Myriam seit über 25 Jahren chinesische Kunst sammelt, hat bereits Teile seiner Kollektion an zwei chinesische Sammler verkauft und weitere Werke, mehr als 100, bei Sotheby’s in Hongkong gewinnbringend versteigern lassen. Heinz-Norbert Jocks traf den Sammler in Peking zu einem ausführlichen Gespräch. Er wollte wissen, was diesen Mann treibt, der mit seinen 76 Jahren immer wieder neue Pläne schmiedet und dem das Aufhören einerseits schwerfällt, aber andererseits als Bedingung für einen Neuanfang erscheint.
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Heinz-Norbert Jocks: Was ist Kunst für Sie?
Guy Ullens: So etwas wie Sauerstoff. Sie hilft mir dabei, Menschen zu verstehen, die eine noch nicht existente oder noch nicht zum Ausdruck gebrachte Welt erschaffen oder zumindest eine Vision von ihr haben und die aufgrund ihrer besonderen Sensibilität die gegenwärtigen Probleme der Gesellschaft ausdrücken. Wir haben nicht gelernt, zu dieser Gefühlstiefe zu gelangen, die sie besitzen, und deshalb empfinde ich es als Geschenk, bei und mit ihnen sein zu können.
Wie verstehen Sie da Ihre Rolle als Sammler?
Bei mir geht es immer nur um Leidenschaft, der Rest ist mir egal. Sie ist es, die mich treibt und am Leben hält. Aber gegenwärtig befinde ich mich in einer beschissenen Lebensphase. Das sollte…
