Titel – II. Sammler
Herman Daled
Unterwegs als Pionier der Jetztzeit
Herman Daled, 1930 in Brügge geboren, Mediziner, genauer Radiologe, kaufte1966 sein erstes Werk von Marcel Broodthaers. 1977 bezog er in Brüssel das Hôtel Wolfers. Das Haus wirkt auf den ersten wie auf den zweiten Blick, als wäre hier der Geist der Leere tonangebend. Die Architektur hat die Präsenz kultivierter Nüchternheit. Die Wände erscheinen von der Zeit angenagt. In den Räumen hier und da Kunstwerke, aber nicht besitzergreifend, sondern wie Beiwerk ins Ganze eingefügt. Es herrscht der Charme höchster Unaufdringlichkeit.
1988 wurde Daled Präsident des Palais des Beaux-Arts in Brüssel. Als Sammler will er sich nicht verstanden wissen. Als ein auf Minimal und Concept-Art spezialisierter „Kollekteur“ begreift er sich, der seine Schätze im letzten Jahr zum ersten Mal in einem Museum präsentierte: Im Haus der Kunst in München wurden große Teile des Archivs gezeigt. „Less is more“ hieß die Schau, die sich deutlich absetzte von anderen Sammlungsausstellungen. Obwohl Daled eine fundamentale Rolle in der Verbreitung beider Kunstrichtungen spielte, war er niemals in Versuchung, daraus Glorie für sich zu ziehen. Lange Zeit weigerte er sich sogar, seine Sammlung öffentlich zu machen. Er verbrachte viel Zeit damit, sich zu informieren. Ein Forscher, der weiß, was er alles seiner ehemaligen Lebensgefährtin Nicole zu verdanken hat.
Ein anderer Sammler, der Franzose Jean-Philippe Billarant, äußert sich über sie wie folgt: „Sie war der Drehpunkt, die Dauerhaftigkeit und die Gegenwart. Sie war da, immer einsatzbereit. Sie ertrug die leidigen Zwänge fast exzessiver Gastfreundschaft mit Geduld und Generosität.“ Und der…