Hamish Fulton
Ein Objekt kann nicht mit einer Erfahrung konkurrieren.
von Heinz Schütz
Hamish Fulton versteht sich als Walking Artist. Er gehört einer Generation von Künstlern an, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren in der Kunst das Verhältnis von Artefakt, Alltag und Leben neu definierten. Fulton rückt das Gehen als Aktivität und die damit verbundene Wahrnehmung als Geherfahrung ins Zentrum. Die von ihm produzierten Artefakte wie etwa Fotografien und Wandbilder sind Verweise auf vollzogene Wanderungen und Gehhandlungen. Bis heute führt ihn sein Weg immer wieder durch die Natur. In jüngerer Zeit initiiert er auch Group Walks im urbanen Raum, wobei Verlangsamung und Wiederholung die gewöhnlich dominierende Zweckrationalität zugunsten der unmittelbaren Erfahrung zurücktreten lassen. Seine aktuelle Ausstellung, die bei Häusler Contemporary in München bis Ende März zu sehen ist, nennt er „Walking without a Smartphone“.
Heinz Schütz: Auf Ihrer Website findet sich ein Foto mit dem Satz: „This is not land art“. Der Satz kann als programmatisches Statement gelesen werden und als Reaktion auf eine immer wieder vorgenommene, aber durchaus missverständliche Einordnung Ihrer Kunst.
Hamish Fulton: Das Missverständnis existiert tatsächlich und hat nicht zuletzt damit zu tun, dass es keine Kunsthistoriker gibt, die ausdrücklich auf Walking Art spezialisiert sind. Rebecca Solnit hat über das Gehen geschrieben, aber sie ist keine Kunsthistorikerin, Frédéric Gros hat eine Philosophie des Gehens verfasst. Immer wieder wurde über das Gehen geschrieben, aber nicht mit dem speziellen Fokus auf die Kunst. Im Kunstbereich wiederum hat sich eine ganze Reihe von Land-Art-Spezialisten geäußert, dabei wurde meine Position,…