Gerhard Richter
Neue Bilder
Museum Ludwig 09.02 – 01.05.2017
von Martin Seidel
Gerhard Richter, der Unausweichliche. Seit Jahren folgt eine Großausstelllung der nächsten. 2015/2016 versetzte der Birkenau-Zyklus die Kunstwelt in Aufregung. Nach einer kürzeren Auszeit begab sich Richter, der erfolgreichste und bestbezahlte Maler unserer Zeit, 2016 wieder an die Arbeit.
Die von ihm selbst konzipierte Ausstellung im Museum Ludwig zu seinem halbrunden 85. Geburtstag verbindet diese neuesten Arbeiten mit separat präsentierten Richter-Werken aus dem Museumsbestand. Das im Zentrum der Schau stehende Neue – 26 abstrakte Ölbilder auf Leinwand oder Holz – ist so neu nicht. Die Bilder wurzeln im Schaffen der späten 1980er Jahre, als Richters vielfältiges gegenständliches und gleichzeitig auch ungegenständliches Werk im Bereich der Abstraktion noch einmal Wind aufnahm. Das Ergebnis waren abstrakte Bildtafeln, die 2008 und 2009 exklusiv das Museum Ludwig und das Haus der Kunst in München präsentierten. Auch die Neuen sind mit Pinsel, Rakel, Spachtel und Messer geschaffene farbreiche Bildräume mit kleinteiligen Strukturen aus nur bedingt steuer- und kontrollierbaren Verstreichungen, Wischern, Schrunden, Rissen, Kratzern, Tupfern, Schüttungen und breit und weich geschwungenen Quastenbahnen, die sich über die aufgewühlten Oberflächen legen.
Es sind keine erneuten Wendepunkte in Richters wendungsreichem Oeuvre. Es sind Sammlerobjekte von morgen, qualitätvoll, einnehmend, gut und schön. Bemerkenswert ist der Umstand, dass diesmal die Größe und Ausrichtung der Bilder variieren. Richter hält verschiedene Formate bereit: kleine, mittlere und große, intime und repräsentative, hoch und quer ausgerichtete. Alles ist dabei, fast so als seien die Bilder keine autonomen Kunstwerke, die ihre Maße aus einer inneren ästhetischen Notwendigkeit ableiten….