Universidad de Antioquia, Departamento de Artes Visuales, Medellín
Potentiale des Lokalen
von Tanja Klemm
Eine Renaissance der Kunst sieht Modeexpertin und Trendscout Nneeya Richards in der kolumbianischen Stadt Medellín angebrochen, in einer Stadt, in der das öffentliche Leben in den 1980er und 1990er Jahren unter der Drogenmafia des Medellín-Kartells litt und die vor kurzem noch zu einem der gewalttätigsten Orte weltweit zählte: Die Geburtsstadt des Malers Fernando Botero sei mit ihren Künstlern, Institutionen, Museen und ihrer Street-Art-Szene bereit, „ein Epizentrum lateinamerikanischer Kreativität“ zu werden. Als raunende Prophezeiung liest sich auch der Titel ihres Artikels: „Why Medellín, Colombia Could Be The Next Major Art Destination“.1
2013 wurde die Heimatstadt von Alvaro Uribe, ehemaliger Präsident von Kolumbien und 2016 entschiedener Gegner des mit der FARC ausgehandelten Friedensvertrags, von dem „Urban Land Institute“ zur „most innovative city“ gewählt – und hängte damit Konkurrenten wie Tel Aviv oder New York ab. Besonders hob das Institut die Sozialprogramme und die urbane Entwicklung hervor, die öffentlichen Plätze, Bibliotheken, die Kunstgalerien sowie die städtische Infrastruktur. Eine 1995 eingeweihte Seilbahn beispielsweise, oder die 2011 erbaute „längste Rolltreppe der Welt“ ermöglichen es gerade den Bewohnern der benachteiligten Viertel an den steilen Hängen der Stadt, schnell und einfach in die Innenstadt zu gelangen.2 2007 wurde im Rahmen der städtischen Umstrukturierungen der Parque Biblioteca España eröffnet, im Viertel Santo Domingo Savio, das Ende des 20. Jahrhunderts als einer der gefährlichsten Orte Lateinamerikas galt. Vielerorts liest man, dass Medellín in den letzten Jahren zu Kolumbiens Vorzeigestadt mit internationalem Prestige aufgestiegen sei, die Metropole…