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Gespräche mit Künstlern · von Magdalena Kröner · S. 194 - 205
Gespräche mit Künstlern , 2017

Marilyn Minter

Widersprüchlichen Urteile, die in unseren Köpfen rattern
Ein Gespräch über die Kraft der Malerei im Zeitalter des Postdigitalen und die Notwendigkeit öffentlicher Proteste nach der Wahl von Donald Trump

von Magdalena Kröner

Die New Yorker Künstlerin Marilyn Minter untersucht in ihrer Arbeit die Grenzbereiche zwischen Schönheit und Ekel, zwischen Anziehung und Abscheu, Verführung und Abstoßung. Ihre Motive beziehen sich zum Großteil auf den weiblichen Körper, der aus nächster Nähe und in Überlebensgröße inszeniert wird. In ihrer Malerei, in Fotos und Videoarbeiten widmet sich Minter mit Bezügen zur Pornographie und zur Modeindustrie Bereichen, die von der Hochkultur nach wie vor stigmatisiert werden.

Magdalena Kröner: Mich hat von Anfang an die starke Spannung aus Dreck und Glanz, aus Anziehung und Abstoßung, die jedes deiner Bilder durchsetzt, interessiert. Früher hast du Lachen auf Linoleumböden gemalt, heute inszenierst du weibliche Körper, die neben ihrer ästhetischen Anziehungskraft oft hart an der Grenze zum Ekel sind. Und auch, was die Wahrnehmung deines Werkes und deiner Person betrifft, gibt es Ambivalenzen: für manche sind deine Themen aus der Pornographie und deine Nähe zur Mode problematisch, zugleich ist dein Engagement als Politaktivistin und als Teil des feministischen Diskurses in den USA unumstritten … Ich würde gern mehr erfahren über diese widersprüchlichen Facetten und deine Lust an der Ambivalenz.

Marilyn Minter: Ich glaube, meine Aufgabe als Künstlerin ist es nicht, Antworten auf alles zu geben, auch wenn alle immer nach eindeutigen Antworten suchen. Ich möchte Kunst machen, die die Leute herausfordert. Institutionskritik interessiert mich nicht. Mir gefällt es, Dinge in ihrer…

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