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Ausstellungen: Berlin · von Michael Hauffen · S. 236 - 237
Ausstellungen: Berlin , 2017

Omer Fast 

Reden ist nicht immer die Lösung
Martin-Gropius-Bau 18.11.2016 – 12.03.2017
von Michael Hauffen

Vielleicht sind Wartebereiche eine Art größter gemeinsamer Nenner einer globalisierten Welt, in der der einzelne Mensch als Einheit, als operables Grundelement, gleichsam laufend umgeschlagen wird? Subjektiv ist damit die Erfahrung einer ausgedehnten Leere verbunden, die uns das Wesen gesellschaftlicher Existenz genauso offenbart, wie es zugleich seine Komplexität radikal reduziert. Um diese schwer erträgliche Negation dennoch erträglich zu machen, pflegt es an solchen Nicht-Orten verschiedene Angebote zu geben, die vom Kaffee bis zur Kunst reichen, aber den unterdrückten Fluchtinstinkt nicht abstellen können.

Verwandte Phänomene integraler Fremdheit scheint Omer Fast mit seinen Videoarbeiten immer wieder zu umkreisen, und der Coup seiner Ausstellung im Martin-Gropius-Bau besteht darin, dass er sie als Etappen einer Reihe von Warteräumen inszeniert. In seinen simulierten Wartezonen kommen neben den üblichen Sitzreihen, den Pflanzencontainern, Wasserspendern und Infotafeln sogar Kunstwerke vor, die allerdings genauso wie alles andere von knapp kalkulierter Zweckmäßigkeit künden.

Seine eigenen Arbeiten scheinen sich jedoch an derartigen Totpunkten messen zu wollen. Dazu genügt es nicht, einfache Geschichten zu erzählen. Die Herausforderung liegt vielmehr in einer Dekonstruktion medialer und narrativer Strukturen der Verdrängung, die mit einer gezielten Erzeugung von Unklarheiten und Brüchen unternommen wird.

Die Videoarbeit „Continuity“ (2012) verweist schon im Titel auf den Ansatzpunkt seiner Methode, auf die Anschlüsse zwischen verschiedenen Erzählsträngen, die nunmehr gerade keine Kontinuität aufweisen. Manches passt zusammen, anderes aber nicht, und so ist der Betrachter gezwungen, eigene Erklärungen für die manchmal sehr subtilen Inkohärenzen zu finden. Den Handlungsrahmen bildet ein Ehepaar, das…


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