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Magazin · von Dieter Buchhart · S. 391 - 391
Magazin , 2005

Dieter Buchhart
Hans Ulrich Obrist: do it

Nun hat das von Hans Ulrich Obrist 1993 initiierte Projekt „do it“ seine Buchform gefunden: ein handliches in oranges Plastik eingepacktes Buch, jedoch etwas zu groß und umfangreich, um es in die Jackentasche zu stecken. Das Projekt, das seit den 1990er Jahren weltweit in mehr als vierzig Ausstellungen und in seiner bei e-flux beheimateten Internetversion gewachsen ist, findet in Buchform mit mehr als 150 künstlerischen Beiträgen in Form von Handlungsanweisungen eine weitere überzeugende Visualisierung, die sich wieder explizit an das Publikum, nun die LeserInnen, wendet.

Eine Handlungsanweisung wird im alltäglichen Sprachgebrauch zum Teil auch synonym mit Bedienungs- oder Montageanleitung, Gebrauchsanweisung und Rezept verwendet, wobei eine Anweisung nicht nur als Anleitung oder Instruktion, sondern auch als Befehl, Anordnung oder verbindliche Richtlinie verstanden werden kann. Handlungsanweisungen sind jedoch stets durch die Angabe von Kriterien beziehungsweise Regeln bestimmt, die erst zur Umsetzung dieser befähigen.

Bereits in den mittelalterlichen Bauhüttenbüchern und den Werkstätten der Renaissance und des Barocks arbeiteten Künstler mit Handlungsanweisungen, welche die Ausführung ihrer Werke durch andere Personen betreuten und anleiteten. Heute ist diese in der Architektur selbstverständliche Vorgangsweise auch im täglichen Museumsbetrieb gängige Praxis. Aus Zeitnot oder um Kosten zu sparen werden AssistentInnen, MuseumskuratorInnen, TischlerInnen oder BauarbeiterInnen instruiert, Wandzeichnungen anzubringen, Installationen aufzubauen oder Plastiken und Objekte zu fertigen. Während es sich bei diesen Anweisungen jedoch um exakte Instruktionen handelt, die unmissverständlich und reproduzierbar auf ein bestimmtes Resultat zielen, findet sich seit der historischen Avantgarde die Strategie, das Unberechenbare in die vom Künstler unabhängige Ausführung des Kunstwerkes einzuführen.

Mit…


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