Die 6. Moskau Biennale
How to Gather?
Acting in a Center in a City in the Heart of the Island of Eurasia
Von Heinz-Norbert Jocks
Vor Antritt der Reise nach Moskau zwangsläufig die Frage nach der Stimmung in der russischen Hauptstadt. Ob diese sich seit meinem letzten Aufenthalt vor genau einem Jahr aufgrund der Konfliktverschärfung verändert hat und ob sich die aktuelle Weltlage auf dramatischer Kippe in der von Defne Ayas, Bart de Baere und Nicolaus Schafhausen gemeinsam konzipierten Biennale in irgendeiner Weise niederschlägt und wie sich die drei Ausstellungsmacher dazu verhalten? Was ist noch möglich, vor allem sinnvoll? Statt mit einer vorgefertigten Biennale mit eingeflogenen Werken zu überzeugen, setzte die 6. Moskau Biennale mit dem in die Länge gezogenen Titel „How to Gather? Acting in a Center in a City in the Heart of the Island of Eurasia” bewusst andere Akzente. Sie unterschied sich von allen vorangegangenen dadurch, dass sie, mehr wie ein offenes Experiment angelegt, auf zehn Tage begrenzt war und dabei mehr auf die Möglichkeiten des Dialogs pochte, und dies nicht vorwiegend deshalb, weil das Budget durch die starke Schwächung des Rubels von ursprünglich 2,5 Millionen auf 800.000 US-Dollar geschrumpft ist. Sondern, weil es von vornherein die erklärte Absicht der Kuratoren war, der Biennale den Charakter einer lebendigen, sich laufend verändernden Bühne zu geben, auf der nicht nur vollendete, sondern auch im Entstehen begriffene Werke zu sehen und gleichzeitig Live-Darbietungen, Performances, Aktionen, Vorträge, Diskussionen sowie sogenannte Talking-Shows zu erleben waren. Und gerade weil dies so war, hatte eigentlich nur,…