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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 270 - 271
Ausstellungen: München , 2016

Heinz Schütz
James Casebere

»Flüchtig«
Haus der Kunst, München, 12.2. – 12.6.2016

Ein im letzten Jahr entstandener Found-Footage-Kurzfilm Casebere´s beginnt mit dem Blick von oben aus dem Flugzeug auf das alte Manhattan. Unterschiedlichste Sequenzen schließen sich an: eine düstere Straßenszene, eine bunte Aufnahme des völlig überfüllten Badestrands von Coney Island, dramatisch ausgeleuchtete Bilder aus historischen Schwarz-Weiß-Filmen, darunter immer wieder Szenen, in denen das Desaster von außen hereinbricht, sei es in Gestalt eines Eindringlings, dem sich eine Frau mit dem Gewehr in der Hand entgegenstellt, oder als Naturkatastrophe, die geschlossene Fenster zum Bersten bringt und den Innenraum bedrohlich zerstört. Der Titel des Films lautet wie eine Antwort auf derartige Szenarien: „Ich wusste nicht wohin ich ging. Ich musste einfach raus.“ Er ließe sich wie ein Leitmotiv über die vom Haus der Kunst veranstaltete Retrospektive schreiben und erinnert entfernt an einen Aphorismus von Stanislaw Jerzy Lec, den dann Theodor W. Adorno im „Positivismusstreit“ zitierte: „Sesam öffne dich – ich möchte hinaus!“

Nicht nur über den Titel kann eine Brücke zu Adornos „negativer Dialektik“ und politischer Ästhetik geschlagen werden. Immer wieder fordert die mit Oberflächenschönheit verführende Arbeit Casebere´s zu politischen und ideologiekritischen Interpretationen heraus. Wie bei Adorno bleibt die Konstruktion des Draußen offen. Insofern sie auf Hoffnung basiert, scheint diese für Casebere untergegangen zu sein. Dies zumindest legt seine fotografische Reinszenierung von Caspar David Friedrichs „Das Eismeer“ nahe. Casebere verschiebt den Blickwinkel des Bildes leicht nach vorne. Dort, wo bei Friedrich zumindest Teile des versunkenen Schiffs zu sehen sind, ist nun nur noch Eis. Geht man…



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