Hamburg
John M. Armleder
God Is in the Details
Galerie Vera Munro 28.06.–30.10.2021
von Jens Asthoff
Es ist diese typische von Spielfreude durchwirkte Strenge, die John M. Armleders Werk charakterisiert. Sein feines Gespür für einen stets irgendwie schillernden Minimalismus, den er, unterfüttert mit divergenten kulturellen Codes, ästhetisch wie diskursiv in Fluss zu bringen weiß. Solche Transformationen betreibt er mit subtilem, formgetragenem Humor. Das spielerische Moment hat mit intellektueller Herkunft zu tun. Armleders künstlerische Haltung, die man auf den ersten Blick im Neo Geo der 80er-Jahre verorten könnte, ist schon zuvor und stärker noch durch den offenen, universalistischen Geist von Fluxus geprägt. Der 1948 geborene US-Schweizer ist früh inspiriert von John Cage, tritt erstmals Mitte der 60er mit Happenings in Erscheinung und gründet 1969 mit Kollegen die Fluxus-Formation Groupe Ecart. „L’écart“, das heißt so viel wie Sprung, Differenz, Abweichung und ist das Palindrom von „trace“. Gegen Ende der 70er entstehen minimalistische Bildtafeln, oft bereits unter Verwendung von Objekten als Malgrund, was ab den 80ern zu den heute berühmten „Furniture Sculptures“ führt – und weiter. Der Fluxus-Impuls hält sich durch, ein Poetisieren der Wirklichkeit, das im kontextinvasiven Minimalismus Armleders mitzudenken ist.
Die aktuelle Ausstellung ist seine siebte Solopräsentation in der Galerie Vera Munro, die dem Künstler in langjähriger Zusammenarbeit verbunden ist. Mit fünf neuen Werken, alle von 2021, darunter auch zwei große Ensembles, ist es eine Schau auf Museumsniveau. „God Is in the Details“ nennt Armleder sie, und dass Gott im Detail stecke – seinerseits kaum zufällig ein Satz wie ein Ready-Made –, darin steckt auch…