REPORT
Tausend Blumen blühen
Frankreichs Kunstsommer nach dem Lockdown
von Amine Haase
Als hätte ein prächtiger Frühling, an den niemand mehr recht glauben wollte, tausend Blumen zum Blühen gebracht – so zeigt sich Frankreichs Kunstsommer 2021 nach der gefrorenen Zeit des Lockdown. In Paris wie auch in den liebevoll als Provinz bezeichneten Regionen aller Himmelsrichtungen sind die Tore zu Kunst und Kultur weit geöffnet – mit Auflagen: Maske, Abstand und „pass sanitaire“. Eine blühende Zukunft wollte er offenbar im Co-rona-gebeutelten Great Britain heraufbeschwören, also hat Damien Hirst gemalt, gemalt, gemalt: Cherry Blossoms. Und als hätte er geahnt, dass alles gut wird, quillt die Fondation Cartier am Pariser Boulevard Raspail geradezu über von seinen Kirschblüten in optimistischen Pink-Tönen. Riesenformate mit pastos aufgetragenen rosa und weißen Farbclustern vor stets blauem Himmel füllen die Hallen des Erdgeschosses, scheinen sich im Garten der Fondation fortzusetzen, bringen selbst die Räume im Souterrain zum Leuchten. Alles eigenhändig von dem für seine Provokationen bekannten Künstler gemalt, nicht – wie die retortenmäßigen „Spot-Painting“ – nach seinen Vorgaben von seinen Mitarbeitern gefertigt. Die waren wegen der im Boris-Johnson-Land grassierenden Seuche in Isolation, wie der Boss selber. Der fand in seinem Atelier, zwischen aufgereihten Farbtöpfen, Pinseln, aufgespannten Leinwänden, kurz: im Geruch des Handwerks Trost.
Der 56-jährige Künstler als Romantiker? Weil sein Image als wilder Vertreter der YBA (Young British Artists) nach dreißig Jahren verbraucht ist? Weil sein Formaldehyd-konservierter Hai im Aquarium-Sarg keinen Biss mehr hat? Hirst wäre nicht Hirst – der Künstler-Juwelier, der einen Totenkopf mit Diamanten besetzte und „For the Love of…