Bremen
So wie wir sind 3.0
Weserburg 20.03.2021 – 23.01.2022
von Rainer Unruh
DJs kennen seine Kraft. Der Remix bringt die Menschen zum Tanzen. Und manchmal auch den Geist. Das funktioniert besonders gut in der bildenden Kunst. Wer ganze Sammlungen neu mischt, der ist auf Überraschungen aus. Der sucht Verbindungen, die bislang übersehen wurden, und Gegenüberstellungen, die das, was bislang in der Nacht des Unwissens lag, blitzartig erhellen. Ingo Clauß und Janneke de Vries, Kuratoren der Ausstellung „So wie wir sind 3.0“, sind das Wagnis eingegangen. Sie haben in Bremens Weserburg 190 Werke neu gemischt.
Fangen wir an mit dem, was jeder kennt: der Mensch. Hellwach und lebendig schaut uns Steve Mekoudja an. Mit den Fingern pastos aufgetragene Farbbahnen verleihen dem Gesicht Tiefe und Ausdruck. Es springt dem Betrachter förmlich entgegen, weil es sich von der Flächigkeit des Gewands und dem wie ein Heiligenschein den Kopf einrahmenden Hut abhebt. „Celebration of Blackness“ ist ein Motiv, das den aus Ghana stammenden und in Wien lebenden Maler Amoako Boafo antreibt. Und genau das ist sein Porträt des kamerunischen Dichters und Musikers Mekoudja, eine Feier der Individualität und der Persönlichkeit.
Ganz anders die Darstellung des weißen Mannes durch Joyce Pensato. Die US-Künstlerin arbeitet wie Amoako Boafo mit den Mitteln der expressiven Überzeichnung. Aber unter ihrer Hand wird die Zeichentrickikone Homer Simpson zu einem Schreckgespenst, einer Fratze der Furcht mit angstgeweiteten Augen („Captain Homer“, 2015). Das Erbe der klassischen Porträtkunst, die auf das Wesen des Subjekts zielt, lebt heute in den Darstellungen der People of Colour fort. Das…