vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Wien · von Annegret Erhard · S. 280 - 281
Ausstellungen: Wien ,

Wien
Ludwig Wittgenstein

Fotografie als analytische Praxis
Leopold Museum 12.11.2021 – 27.03.2022

von Annegret Erhard

Vieles wurde schon gesagt und geraunt zu Leben und Werk von Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951), Mathematiker, Architekt, Volksschullehrer, Gärtner, Cambridge-Dozent und bahnbrechender Denker des Umbruchs in die moderne Philosophie. Wie es einem freien Geist gebührt, waren es vor allem die Fragen zu Sprache, Wahrhaftigkeit, Ethik und Ästhetik, die ihn beschäftigten und antrieben, Antworten und ihre unweigerlich lähmende Behäbigkeit hielt er nicht für erstrebenswert. Seine, abgesehen von einigen wenigen Publikationen, in einem Opus Magnum kondensierten Überlegungen zur Logik, Sprach- und Wahrnehmungsphilosophie nähren zusammen mit seiner illustren Lebensgeschichte bis heute den, wie man meinen möchte, gut erforschten Mythos Wittgenstein.

Überraschend eröffnet sich derzeit ein allerdings nur vermeintlicher Nebenschauplatz, tatsächlich aber ein mit teils sehr privaten Belegstücken gestalteter Beweis seiner intellektuellen Unabhängigkeit in einer mutig assoziierten Inszenierung im Wiener Leopoldmuseum. Anlass könnte das hundertjährige Jubiläum des Erscheinungsjahrs seines „Tractatus logico-philosophicus“ sein, doch die Kuratoren Verena Gamper und Gregor Schmoll haben sich, großteils gestützt auf Material aus seinem in Cambridge verwahrten Nachlass, intensiv auf Wittgensteins Verhältnis zur Fotografie fokussiert. Begleitet von Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die sich, nein nicht auf Wittgenstein beziehen, das wäre arg didaktisch und ziemlich platt, sondern mit dem Medium und seiner Wirkmacht als scheinbar authentische Wiedergabe eines Augenblicks, einer Person auseinandersetzen. Von Vito Acconci über Hanne Darboven und Christian Boltanski bis Heimo Zobernig reichen die Belege künstlerischer Interpretation zum Thema Wahrnehmung, Gewissheit und Zweifel. Das der Fotografie immanente Wirklichkeitsversprechen ist zwar angreifbar, doch zugleich wesentlicher Bestandteil des Programms.

Die Ausstellung…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei