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Titel: Insel Austria · S. 91 - 90
Titel: Insel Austria , 1987

Markus Brüderlin
Neue Abstraktion, eine österreichische Chance?

In den letzten Jahren hat sich die Abstraktion international zu dem zentralen Thema eines nun wieder intellektueller geführten Kunstdiskurses entwickelt. Von den einen als bloßes Trend- und Marktphänomen im schnellebigen Karussell der Moden abqualifiziert, gilt die Konzentration auf die insbesondere »geometrische Formensprache« für andere als Paradigmenwechsel, indem auch aktuelle gesamtkulturelle Phänomene thematisiert und auf den Punkt gebracht werden. Daß sich die sogenannte »Neue Geometrie« (aus den USA stammt das verdächtige Kürzel »Neo Geo«) nicht auf ein simples marktstrategisches Stiletikett reduzieren läßt, sondern dahinter höchst unterschiedliche Intentionen und Entwicklungen, die sich heute in dem gemeinsamen Rezeptionskontext der Abstraktion treffen, stehen, dies hat der Autor schon ausführlicher versucht darzulegen (vgl. M.B. »Postmoderne Seele und Geometrie«, Kunstforum Bd. 86 Okt./Nov. 86). Interessant ist nun der Umstand, daß wichtige Exponenten wie Gerwald Rockenschaub, Ernst Caramelle, Heinrich Dunst u. a. und auch wichtige vermittlerische Bemühungen, die dieses Phänomen international in vorderster Position mittragen, aus Österreich kommen. Dies sei der Anlaß für einige Behauptungen zu diesem Phänomen, die hauptsächlich die internationale und nationale Rezeption betreffen.

1. Die Abstraktion ist allgemein immer noch die entscheidendste künstlerische und kulturelle Leistung des 20. Jahrhunderts. (Insofern ist die Unterscheidung zwischen figurativer und abstrakter Kunst nicht so ganz hinfällig. Oder andersherum wäre zu fragen, wie denn die gegenständliche Malerei etwa eines Markus Lüpertz in fünfzig Jahren bewertet wird; – eine wohlgemerkt relative Frage, die natürlich auch abstrakte Tendenzen, die keine neue Dimension gegenüber den Pionieren [Mondrian, Malewitsch usw.] aufzuweisen haben, ereilen könnte.)

2. Tatsächlich zeichnen sich aber…


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